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Niedersachsen: Partnerschaft über Kontinentalgrenzen hinaus

Brake/Oldenburg. Den Wasserhahn aufgedreht und schon sprudelt das frische Nass – so ist es für die Menschen im Gebiet des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV) selbstverständlich. Doch sinkende Grundwasserspiegel infolge anhaltender Trockenheit, immer weiter steigende Wasserbedarfe und zunehmende Versalzung des Grundwassers in küstennahen Bereichen sind nur einige der Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, um die Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen.

Über Kontinentalgrenzen hinaus haben sich nun drei Partner aus dem Bereich der Daseinsvorsorge im Rahmen eines Pilotprojektes der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) auf den Weg gemacht, Antworten auf drängende Fragen zu finden. Dabei handelt es sich um die südafrikanische Metropolgemeinde Buffalo City Metropolitan Muncipality (BCMM), den Wupperverband und den OOWV mit Hauptsitz in Brake. „Wir brauchen den globalen Blick, um lokal auf Veränderungen reagieren zu können“, sagt Geschäftsführer Karsten Specht. Die Umsetzung liegt bei der German Water Partnership (GWP) und dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU). „Jeder hat eigene Voraussetzungen, aus denen eigene Kompetenzen und eigenes Wissen entstehen. Das möchten wir im Rahmen dieser Betreiberpartnerschaft teilen und voneinander lernen“, verdeutlicht Projektingenieurin Meike Lenzen. Die Projektbeteiligten verbindet auch die Vorsorge vor Starkregenereignissen.
Unvergessen sind weiterhin die Bilder aus dem Westen Deutschlands im vergangenen Jahr. Und auch Südafrika traf es. Im Januar kamen hier bei schweren Unwettern mehr als 100 Menschen ums Leben – davon mindestens sieben in der zur Metropolgemeinde Buffalo City gehörigen Stadt East London. „Der Klimawandel stellt uns weltweit vor große und auch schmerzhafte Herausforderungen. Ein fachlicher Austausch bringt uns alle weiter“, ist sich Tammo Janßen, Referent Internationale Zusammenarbeit und Wasserinnovationsnetzwerke beim OOWV, sicher. Diese Auffassung unterstreicht auch Inger Steffen, die Repräsentantin des Landes Niedersachsen in der Region Eastern Cape, die das gemeinsame Projekt ausdrücklich befürwortet: „Buffalo City wurde von einem schweren Sturm heimgesucht, der die Wasser- und Abwasserinfrastruktur der Stadt so stark beeinträchtigte, dass viele Einwohner kein Trinkwasser hatten. Diese Situation macht leider deutlich, wie wichtig und dringend ein gemeinsames Vorgehen im Bereich des Nachhaltigkeitsziels 6 der Vereinten Nationen – sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen – ist.“

Nun war es soweit: Das Gemeinschaftsprojekt wurde mit einer digitalen Auftaktveranstaltung offiziell in die Arbeitsphase überführt. Dabei kamen erste Ideen für die inhaltliche Ausgestaltung der Zusammenarbeit zur Sprache. „Während die Buffalo City Metropolitan Muncipality ihre Erfahrungen im Umgang mit Dürreperioden weitergeben kann, möchten wir Wissen zur Nutzung von Grundwasser transferieren. Die Partner aus Südafrika stellen die Versorgung mit Trinkwasser vor allem aus Oberflächenwasser und Stauseen sicher“, berichtet Tammo Janßen.

Beispielhaft für den beginnenden Austausch nennt Tammo Janßen die Übertragung des Projekts go-Cam in das Land an der afrikanischen Südspitze. Grundwasser kann besonders in ariden – also trockenen oder wüstenhaften – Gebieten eine zuverlässige Wasserquelle sein. In Südafrika fehlt oft das regionale Wissen über Beschaffenheit und Neubildung des Grundwassers. Ein wichtiger Baustein für die Kooperation ist ebenso der Ansatz, zur Schonung der Ressourcen möglichst aufbereitetes Brauchwasser zu verwenden – etwas, das für den OOWV zunehmend an Bedeutung gewinnt. „Wir lernen voneinander und begegnen uns auf Augenhöhe“, bilanziert Meike Lenzen. Das würdigt das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das solche Partnerschaften im Rahmen einer Betreiberplattform fördert. Die Zusammenarbeit ist zunächst bis Juni 2023 befristet. „Es sind schon Folgeprojekte geplant“, blickt Tammo Janßen voraus. Zentral geht es dabei stets um die Frage: Wie gelingt eine sichere Trinkwasserversorgung in den Regionen dieser Welt?

Die Buffalo City Metropolitan Municipality ist vor Ort nicht unbekannt. Der OOWV hat mit den Südafrikanern bereits in einem Forschungsprojekt zusammengearbeitet und die Stadt Oldenburg unterhält seit vielen Jahren eine partnerschaftliche Verbindung dorthin. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann ließ es sich nicht nehmen, für die digitale Auftaktveranstaltung am vergangenen Mittwoch ein Grußwort zu senden: „Ich hoffe, dass unsere Verbindung durch dieses neue Projekt noch stärker werden wird. Wir werden Sie unterstützen wo immer es möglich ist.“

Über Unterstützung freuen sich die Projektbeteiligten immer. Nun heißt es aber erst einmal: loslegen. Eine Sorge haben die Partner zum Glück nicht: Die Finanzierung der Kontinentalgrenzen überschreitenden Zusammenarbeit erfolgt durch die GIZ. Weder der Wupperverband noch der OOWV wenden also Kundengelder dafür auf.

Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband (OOWV)