Seit fast 40 Jahren verbindet Burundi und Baden-Württemberg eine lebendige Partnerschaft. Diese wurde ursprünglich vom baden-württembergischen Landtag initiiert und wird inzwischen von zahlreichen Organisationen, Initiativen und Graswurzelprojekten getragen. In den 1980er Jahren wurden durch den Landtag von Baden-Württemberg unter dem Engagement des ehemaligen Landtagspräsidenten Erich Schneider auch auf politischer Ebene Verbindungen aufgenommen und verschiedene Vorhaben zur Entwicklung des Landes umgesetzt, beispielsweise in der Wasserversorgung, im Gesundheitswesen sowie in der beruflichen Bildung. Während des Bürgerkrieges und der Militärherrschaft 1993-2005 waren die offiziellen Kontakte des Landes Baden-Württemberg unterbrochen, nicht jedoch die vielen Verbindungen innerhalb kirchlicher und privater Kreise und zivilgesellschaftlicher Organisationen. Im Februar 2009 reiste eine offizielle Delegation unter der Führung des damaligen Landwirtschaftsministers Baden-Württemberg, Peter Hauk MdL, zu Sondierungsgesprächen mit dem Staatspräsidenten, Regierungsvertretern, Parlamentsmitgliedern und Vertretern von Kirchen und Nicht-Regierungsorganisationen nach Burundi.
Im Dezember 2012 vereinbarten die beiden Partner entsprechend der Impulse aus dem entwicklungspolitischen Dialog Welt:Bürger gefragt!, die gewachsene Partnerschaft zwischen Burundi und Baden-Württemberg durch eine förmliche Vereinbarung zu festigen. Bei der ersten Burundi-Akteurskonferenz im Februar 2014 wurden von 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wichtige Akzente für eine lebendige Partnerschaft gesetzt.Am 16. Mai 2014 unterzeichneten Ministerpräsident Winfried Kretschmann und der Minister für Auswärtige Beziehungen und internationale Zusammenarbeit der Republik Burundi, Laurent Kavakure, in Stuttgart die förmliche Partnerschaftsvereinbarung. „Wir wollen unsere Zusammenarbeit mit Burundi in gegenseitigem Respekt und in partnerschaftlichem Miteinander weiter vertiefen. Unser klares Ziel ist es, eine nachhaltige globale Entwicklung, Frieden und weltweite Gerechtigkeit sowie Demokratie und Menschenrechte zu fördern“, sagte Ministerpräsident Kretschmann. Hierzu hat das Land Baden-Württemberg die Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) mit der Bündelung und Koordinierung der Aktivitäten mit Burundi, der Betreuung von mit Landesmitteln geförderten Projekten sowie dem Ausbau der partnerschaftlichen Beziehungen beauftragt. Zur Umsetzung dieser Aufgaben sowie als Schnitt- und Servicestelle dient das Partnerschaftszentrum der Stiftung, welches vom Land Baden-Württemberg gefördert wird. Seit 2018 werden im Rahmen von bwirkt! durch die SEZ gezielt Mittel des Landes für Projekte in und mit Burundi ausgeschrieben, um so neue Perspektiven der Partnerschaft zu ermöglichen. Die Mittel stehen für zivilgesellschaftliche Projekte zur Verfügung.
Nach der Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung im Jahr 2014 wurden die Beziehungen durch die schwere politische Krise in Burundi ausgebremst. In Abstimmung mit der Bundesregierung und den anderen Akteuren blieben sie auf die staatsferne Zusammenarbeit beschränkt. Nun ist aktuell in Burundi eine politische Öffnung zu beobachten. Seit den Wahlen in 2020 gibt es unter dem neuen Präsidenten Évariste Ndayishimiye Fortschritte zu verfolgen, u.a. hat die burundische Regierung den Willen gezeigt, die politischen Beziehungen auf internationaler Ebene zu verbessern. Diese Sichtweise bekräftigt auch das Auswärtige Amt und die Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit, die im August 2021 vor Ort war und Gespräche sowohl mit den europäischen Botschaftern als auch in burundischen Ministerien geführt hat. Am 15. Februar 2022 sind ferner die EU-Restriktionen auf der Grundlage des Cotonou-Abkommen aufgehoben worden, die seit 2015 die Zusammenarbeit auf Regierungsebene suspendiert hatten. Die Landesregierung hat diese positiven Entwicklungen früh in den Blick genommen mit dem Ziel, im Rahmen dieses Tauwetters die Beziehungen zu beleben und zu vertiefen:
Bereits im Koalitionsvertrag vom Frühjahr 2021 wird ausdrücklich und konkret die Vertiefung der Partnerschaft anvisiert. Sie soll sich entlang der positiven Entwicklung in Burundi stufenweise entfalten. Im September 2021 hat Herr Staatssekretär Rudi Hoogvliet alle Akteure auf der Ent-wicklungspolitischen Landeskonferenz eingeladen, die Vertiefung als Gemeinschaftsvorhaben zu begreifen und umzusetzen, was bereits auf der Veranstaltung selbst sehr positiv aufgenommen wurde. Im Oktober 2021 nahm der Rat für Entwicklungszusammenarbeit diese Einladung an und verständigte sich darauf, dass die Partnerschaft mit Burundi der gemeinsame Jahresschwerpunkt aller Akteure für 2022 bilden soll. Im November 2021 befasste sich die Jahresklausur des Rats für Entwicklungszusammenarbeit mit Burundi und führte zu dem einstimmigen Grundsatzbeschluss aller Mitglieder, die Vertiefung und Belebung der Partnerschaft als Gemeinschaftsaufgabe umzusetzen – in einem Burundi-Bündnis. Im Dezember 2021 beauftragte das Staatsministerium die Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit mit dem Burundi-Aktions-Programm. In diesem Programm soll in den nächsten Monaten das Burundi-Bündnis gestaltet, die zivilgesellschaftliche Basis gestärkt und die ersten Cluster vorbereitet werden. Die Burundi-Akteurs-Konferenz im Oktober 2022 soll einen wichtigen, gut sichtbaren Meilenstein für dieses Gemeinschaftsvorhaben bilden und den Start der ersten Cluster einleiten. Die drei zentralen Ziele des Burundi-Bündnisses sind: eine optimale Koordination aller Aktivitäten sowie möglichst viele Kooperationen und Ko-Finanzierungen anzustoßen, um die Wirkung und die Finanzkraft der Partnerschaftsarbeit zu multiplizieren.