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Nordrhein-Westfalen: Neue Impulse für ein nachhaltiges Nordrhein-Westfalen

7. NRW-Nachhaltigkeitstagung am 3. Juli 2019 im WCCB, Bundesstadt Bonn

Als Veranstaltungsort hatten sich die Organisatoren in diesem Jahr bewusst für den ehemaligen Bundestag in der UN-Nachhaltigkeitsstadt Bonn entschieden, in der Oberbürgermeister Ashok-Alexander Sridharan die Tagungsteilnehmenden herzlich begrüßte: „Bonn ist ein Zentrum der Nachhaltigkeit. 20 Organisationen der UN sind hier ansässig, 2017 waren wir Gastgeber der Weltklimakonferenz und gerade erst hat hier die UN-Klimakonferenz als Vorbereitungstreffen für den nächsten Weltklimagipfel Ende des Jahres in Santiago de Chile stattgefunden.“ Bonn ist zudem eine von 15 Modellkommunen in Nordrhein-Westfalen, die am Projekt „Global Nachhaltige Kommune NRW“ teilgenommen und eine erste Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Bonn erarbeitet hat, wie Sridharan, der auch Präsident von ICLEI – Local Governments for Sustainability ist, herausstellte.

Ursula Heinen-Esser, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen und Gastgeberin, eröffnete die Tagung und erklärte: „NRW hat als erstes Bundesland 2016 eine Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet, die die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen aufgreift. Dies verstehen wir nicht nur als politisches Programm, sondern als die große Chance für eine nachhaltige Transformation des Landes. Denn NRW ist ein Industrieland und einwohnerstärkstes Bundesland und hat deshalb eine besondere Bedeutung. Das ist eine große Herausforderung.“ Im Rahmen der Weiterentwicklung der NRW-Nachhaltigkeitsstrategie strebt die Ministerin künftig ein besseres Ineinandergreifen mit der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie an. Das Land will zudem seine Nachhaltigkeitsbestrebungen noch weiter intensivieren: „Wir müssen ehrgeiziger sein. Das Jahr 2018 hat die Auswirkungen des Klimawandels gezeigt. Der Klimawandel ist bei uns angekommen. Wir müssen transformieren.“ Nordrhein-Westfalen könne zeigen, wie Nachhaltigkeit gelingen kann, betonte Ursula Heinen-Esser und bezog sich damit unter anderem auf den Ausstieg aus der Stein- und Braunkohleförderung und die Chancen, die der Strukturwandel in den alten Kohlerevieren mit sich bringt. „Ich wünsche mir in der Zukunft ein Rheinisches Revier als Modellregion für nachhaltige Entwicklung – mit einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft, Bioökonomie und Circular Economy“, so die Ministerin.

Nach einer ersten künstlerischen Einstimmung durch das Improvisationstheater Fast Forward aus Marburg lautete der Titel der ersten Diskussionsrunde „Zukunftskunst für ein nachhaltiges Nordrhein-Westfalen“. Moderiert von Dr. Tanja Busse fand ein reger Austausch zwischen Ministerin Ursula Heinen-Esser, Dr. Reimar Molitor (Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Region Köln/Bonn e.V.), Dr. Birgit Schneider-Bönninger (Kultur- und Sportdezernentin der Stadt Bonn) und Prof. Dr. Uwe Schneidewind (Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie) statt. 

Eine zweite Diskussionsrunde nahm im Anschluss das Thema Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der NRW-Wirtschaft in den Blick. Prof. Dr. Günther Bachmann (Generalsekretär des Rats für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung/RNE), Christoph Dammermann (Staatssekretär des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW), Dr. Michael Raß (Geschäftsführender Gesellschafter der fjol GmbH und Beirat des ZNU-Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung) sowie Prof. Dr. Ulrike Detmers (Gesellschafterin, Mitglied der Geschäftsführung und Sprecherin der Mestemacher-Gruppe), die via Skype zugeschaltet war, stellten ihre Positionen und künftige Entwicklungsmöglichkeiten vor. 

Anschließend warfen Vertreterinnen und Vertretern von Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft in sechs kurzen Statements Schlaglichter auf Möglichkeiten der Weiterentwicklung der NRW-Nachhaltigkeitsstrategie. Der Moderator, Mediziner und Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen stellte in einem humoristischen Kurzvortrag seine Sicht auf den Stand der Nachhaltigkeit im Land dar. Sein Fazit: „Wir müssen nicht die Umwelt schützen, sondern unseren Arsch retten. Scheinbar ist noch längst nicht angekommen, dass wir in den nächsten zehn Jahren entscheiden, wie die nächsten zehntausend Jahre auf diesem Planeten aussehen.“ Eine These, die in der folgenden Mittagspause für weiteren Gesprächsstoff sorgte. Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung bot zudem der „Markt der Möglichkeiten“, auf dem neue Ideen, Praxisbeispiele und Zukunftsvisionen präsentiert wurden. 

Nach der Mittagspause gaben sechs parallele Workshops den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen und mit Vertreterinnen und Vertretern der Fraktionen im Landtag zu diskutieren. Die nachhaltige Entwicklung in der Metropole Ruhr stand dabei ebenso im Fokus wie ein zukunftsfähiger Strukturwandel für eine nachhaltige Entwicklung des rheinischen Reviers. Weitere Aspekte des Austauschs waren Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in NRW, Nachhaltigkeit in der Ernährungswirtschaft sowie eine nachhaltige und klimaneutrale Verwaltung. Ein weiterer Workshop richtete die Aufmerksamkeit auf kommunale Klimapartnerschaften in NRW.

Nach einer kurzen Pause führte NRW-Finanzminister Lutz Lienenkämper in das Thema „Nachhaltige Finanzen für ein enkeltaugliches Nordrhein-Westfalen“ ein und stellte die erfolgreichen NRW-Nachhaltigkeitsanleihen und neue, nachhaltige Aktienindizes für den NRW-Pensionsfonds vor: „NRW hat seit 2015 bereits fünf Nachhaltigkeitsanleihen mit einem Gesamtvolumen von mehr als acht Milliarden Euro emittiert. Diese Anleihen finanzieren Projekte des Landes aus den Bereichen Forschung, Bildung, Digitalisierung, Infrastruktur, Klimaschutz sowie Energiewende und sind im Markt derzeit besonders attraktiv. Das verdeutlicht, dass Nachhaltigkeit gerade auch für die öffentlichen Finanzen nicht nur unerlässlich, sondern auch lohnend ist.“ Anschließend diskutierte der Finanzminister mit Peter Bednarz (Stellvertretender Vorsitzender des Landesjugendrings NRW), Prof. Dr. Dörte Diemert (Kämmerin der Stadt Köln), Carola Gräfin von Schmettow (Sprecherin des Vorstands von HSBC Deutschland, HSBC Trinkhaus & Burkhardt AG) und Jens Schmidt-Bürgel (Geschäftsführer Moody’s Deutschland) über den Stellenwert der finanziellen Nachhaltigkeit.

In einem abschließenden Fazit fasste Dr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW, im Gespräch mit Moderatorin Dr. Tanja Busse die wesentlichen Erkenntnisse des Tages zusammen. „Wir müssen die Menschen erreichen. Nachhaltiges Leben und Wirtschaften muss zur Normalität werden und sollte nicht von der Politik vorgegeben sein.“ Dazu wird Nordrhein-Westfalen nun die Nachhaltigkeitsstrategie von 2016 weiterentwickeln und die vielfältigen Elemente und Fragestellungen, die im Rahmen der Tagung angesprochen wurden, mitdenken.

Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Wesfalen