Es ist eine Rekordzahl der tragischen Art, die die Vereinten Nationen kürzlich veröffentlicht hat: Mehr als 65 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht – so viele wie nie zuvor. Rund zwölf Millionen davon sind Syrer, die überwiegend als Binnenvertriebene in ihrem Herkunftsland oder in Nachbarländern wie dem Irak leben. Um die Not einiger Menschen vor Ort zu lindern und Fluchtursachen zu bekämpfen, unterstützt die Hessische Landesregierung drei Hilfsprojekte im Nordirak mit rund einer Million Euro. Der Chef der Hessischen Staatskanzlei und politische Flüchtlingskoordinator der Landesregierung, Staatsminister Axel Wintermeyer, hat heute in Wiesbaden Förderbescheide an das Technische Hilfswerk, das Deutsche Rote Kreuz und die Christlich-Ezidischen Gesellschaft überreicht.
Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen
„Unsere Hilfe soll dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Wir wollen einen Beitrag leisten, damit die Menschen eine Zukunftsperspektive in ihrer Heimatregion haben. Die von uns in enger Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt geförderten Projekte der etablierten Hilfsorganisationen – der Bau von Unterkünften und einer Schule sowie die Eröffnung eines Waisenhauses – sind so ausgesucht, dass sie Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen“, sagte Wintermeyer.
In der Nähe der Stadt Dohuk haben bereits 330 syrische Flüchtlingsfamilien ein festes Dach über dem Kopf bekommen. Mit bereitgestellten Materialien und finanzieller Unterstützung für Handwerker haben sie sich in Eigenregie Unterkünfte errichtet. Das Projekt, das das Deutsche Rote Kreuz gemeinsam mit dem lokalen Partner Irakischer Halbmond umgesetzt hat, wird von der Hessischen Landesregierung mit 500.000 Euro gefördert.
Eine Schule für den ganzjährigen Unterricht
Das Technische Hilfswerk wird ab Juli beginnen, eine Camp-Infrastruktur aufzubauen, um eine Schule für den ganzjährigen Unterricht zu errichten. Geplant sind sechs Klassenräume in Containerbauweise mit Sanitäranlagen und Aufenthaltsbereichen. Außerdem werden drei Schutz- und Spielräume für traumatisierte Kinder geschaffen. Mit rund 450.000 Euro beteiligt sich das Land Hessen an den Kosten.
Knapp 50.000 Euro erhält die Christlich-Ezidische Gesellschaft, die in der Region Kurdistan ein Waisenhaus für etwa 25 bis 30 Kinder eröffnet hat. Die Mädchen und Jungen im Alter von drei bis 16 Jahren werden von verwitweten Frauen betreut, die ebenfalls in dem Haus leben. Alle Bewohner haben ihre Familienangehörigen durch Gräueltaten des sogenannten Islamischen Staates verloren.
„Ein weiterer Baustein unseres Flüchtlingsengagements“
„Das Land hat in den vergangenen zwei Jahren gemeinsam mit den Kommunen erhebliche Anstrengungen unternommen, um Flüchtlinge in Hessen angemessen unterzubringen und zu versorgen. Heute sind die Herausforderungen andere, aber nicht minder leicht. Es geht um die Integration derjenigen, die bei uns bleiben dürfen. Staat und Gesellschaft sind hier gleichermaßen gefordert, aber ohne den dankenswerten Einsatz der vielen ehrenamtlichen Freiwilligen ist diese Aufgabe nicht zu stemmen. Deshalb darf die Hilfe vor Ort als weiterer Baustein unseres Flüchtlingsengagements nicht ausbleiben und wir hoffen, dass andere sich daran ein Beispiel nehmen. Unser Vorhaben, Hilfsprojekte in einer Region des Nahen Ostens zu fördern, ist im Landtag auf breite Zustimmung gestoßen. Wir waren uns über die Parteigrenzen hinweg einig, dass etwas geschehen muss“, betonte Flüchtlingskoordinator Wintermeyer.