Ernährungssicherheit in Afrika: Bayerns Ministerin für Europaangelegenheiten und Internationales fordert vom Bund schnelles Handeln / Huml: „Landwirtschaftliche Flächen brachliegen zu lassen, ist unerklärlich“
In einem Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern internationaler Organisationen im Bereich Ernährungssicherheit wie dem United Nations World Food Programme (WFP) oder „Brot für die Welt“ informierte sich die Ministerin über die globale Ernährungskrise. Angesichts der steigenden Not fordert Bayerns Europaministerin Melanie Huml von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, landwirtschaftliche Flächen nicht ungenutzt liegen zu lassen: „Angesichts der heraufziehenden Hungerkrise in weiten Teilen Afrikas als Folge des Ukraine-Krieges ist es mir unerklärlich, warum landwirtschaftliche Brachflächen in Deutschland jetzt nicht umfänglich für die Lebensmittelproduktion genutzt werden. Herr Özdemir muss endlich in den Krisenmodus wechseln. Öko-Landbau ist eine tolle Sache, aber in einer Notsituation wie dieser muss nun mal alles aktiviert werden, was geht.“ Die EU-Kommission hat erlaubt, eigentlich stillgelegte Agrarflächen kurzfristig wieder für Ackerbau zu nutzen, um einer international drohenden Nahrungsmittelknappheit zu begegnen. Leider, so Huml weiter, habe Özdemir bereits eine große Chance verstreichen lassen. Der Zeitpunkt für die Aussaat von Getreide sei bereits verpasst worden.
Durch Kriege, Klimakrise und nicht zuletzt infolge der Covid-Pandemie ist nach Angaben des Welternährungsprogramms die Zahl der von Hunger bedrohten Menschen in Afrika seit 2017 von 80 auf 276 Millionen in 2021 gestiegen. Aktuell verschärft sich die Krise durch den Krieg der beiden Hauptgetreideproduzenten Russland und Ukraine dramatisch weiter. Die bayerischen Partnerländer Senegal und Tunesien sind weit überwiegend von russischen beziehungsweise ukrainischen Importen abhängig, ebenso Äthiopien, wo zusätzlich noch eine aktuelle Dürre die Lebensmittelversorgung einem Stresstest aussetzt. Huml: „Auch langfristig wird sich die Ernährungsunsicherheit auf dem afrikanischen Kontinent klimabedingt mutmaßlich verschlechtern. Afrika ist bereits jetzt von Extremwetterereignissen und Dürren beeinträchtigt, zugleich in vielen Regionen stark landwirtschaftlich geprägt und von diesen landwirtschaftlichen Erzeugnissen abhängig.“
Im Rahmen des Bayerischen Afrikapakets spielt das Thema Ernährungssicherheit bereits jetzt für die Staatsregierung eine große Rolle. In den Schwerpunktländern Äthiopien, Senegal, Tunesien und Südafrika hat Bayern über eine Million Euro zur Verbesserung der Ernährungssicherheit investiert. Auch außerhalb der Schwerpunktländer wurden Projekte in Kenia, Kamerun, Malawi, Tansania und Togo gefördert. Huml will das Thema jetzt noch stärker in den Fokus stellen und gegebenenfalls die Unterstützung ausweiten.