Hamburg, Rotterdam und Antwerpen wollen die illegale Drogeneinfuhr über ihre Häfen und die damit verbundene Organisierte Kriminalität wirksamer bekämpfen. Nach Gesprächen in Kolumbien Anfang der Woche ist Bürgermeister Tschentscher zusammen mit den Bürgermeistern Ahmed Aboutaleb (Rotterdam) und Bart de Wever (Antwerpen) am Mittwochnachmittag nach Ecuador gereist. Im Mittelpunkt stand der Austausch mit der Regierung in der Hauptstadt Quito über die Bekämpfung des Drogenschmuggels. Ecuador ist das Haupttransitland für Kokain aus Kolumbien und Peru, das über die Häfen Ecuadors nach Europa gelangt. Aufgrund einer Eskalation der Gewalt durch kriminelle Banden befindet sich das Land seit dem 8. Januar im Ausnahmezustand.
Im Regierungssitz Ecuadors in Quito wurden die Bürgermeister der drei europäischen Hafenstädte am Donnerstag von Präsident Daniel Noboa empfangen. Er berichtete über die aktuelle Lage im Land und den Kampf der Regierung gegen die Drogenkriminalität, die in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen ist. An dem Treffen teilgenommen haben außerdem die Außenministerin, die Innenministerin, der Verteidigungsminister, der Verkehrsminister sowie der Generalkommandeur der Nationalpolizei und die Generaldirektorin der Zollbehörden.
Die Bürgermeister schilderten die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen in den europäischen Häfen und besprachen Möglichkeiten, wie die Sicherheit in den Häfen Ecuadors erhöht werden kann. Auch die langfristigen Perspektiven zur Bekämpfung der Ursachen der Drogenkriminalität wurden erörtert. Dazu gehören eine wirksame Bekämpfung des Drogenkonsums in Europa und eine Verbesserung der beruflichen Perspektiven für junge Menschen in Ecuador. Ein Studium oder eine berufliche Ausbildung der ecuadorianischen Jugendlichen in Europa wären eine gute Unterstützung, so Präsident Noboa. Diejenigen, die später in ihr Heimatland zurückkehrten, könnten helfen, die Wirtschaft und die Infrastruktur Ecuadors zu modernisieren.
Wie zuvor in Kolumbien hat sich die deutsch-niederländisch-belgische Delegation umfassend mit den nationalen und lokalen Sicherheitsbehörden, dem Militär und der Hafenverwaltung beraten. Auf einer Konferenz im Außenministerium wurde die Sicherheit der Häfen von Guayaquil erörtert, über die ein Großteil des Drogenschmuggels erfolgt. In einem Gespräch mit der Generalstaatsanwaltschaft wurde vereinbart, die Arbeit der Ermittler in Ecuador und Europa besser zu vernetzen und relevante Informationen über sichere Kommunikationswege auszutauschen. Vor der Rückkehr der Hamburger Delegation nach Deutschland sprachen Bürgermeister Tschentscher und seine Amtskollegen am Freitagmorgen auch mit den Botschaftern der USA und des Vereinigten Königreichs über die aktuelle Lage in Ecuador.
Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher: „Über die Häfen in Ecuador gelangt ein Großteil des südamerikanischen Kokains nach Europa. Die Bereitschaft, gemeinsam gegen den Drogenhandel und die Organisierte Kriminalität vorzugehen, ist auch in Ecuador groß. Hamburg, Rotterdam und Antwerpen werden alle Möglichkeiten nutzen, um die Lieferketten der Kartelle zu unterbrechen. Wie in Kolumbien wurden wir auch hier dringend aufgefordert, den Konsum von Drogen in den europäischen Ländern besser zu bekämpfen. Die große Nachfrage nach illegalen Drogen ist eine große Triebkraft für den Kokainanbau, den Drogenhandel und die damit verbundene Organisierte Kriminalität in Südamerika. Dadurch entstehen Armut, Unterdrückung und großes Leid für die Menschen in den zumeist wenig entwickelten Kokainanbauregionen. Der Konsum von Drogen verursacht nicht nur Schäden für die eigene Gesundheit, sondern auch für die Umwelt und die Menschen, die Opfer der Organisierten Kriminalität sind.“
Hintergrund: Drogenschmuggel in Ecuador
Ecuador liegt zwischen Kolumbien und Peru, den beiden Ländern mit der höchsten Kokain-Produktion weltweit. Mit seinen Häfen an der Pazifikküste wird das Land von Kartellen als Drehscheibe für den Drogenschmuggel genutzt, der zu einem explosionsartigen Anstieg von Gewalt und Kriminalität geführt hat. Nach Schätzungen des US-Außenministeriums wird ein Drittel des kolumbianischen Kokains durch Ecuador transportiert, bevor es unter anderem nach Europa gelangt, insbesondere über den Hafen von Antwerpen. Das Kokain wird häufig in Containern mit Bananenkisten versteckt. Ecuador ist der größte Exporteuer von Bananen weltweit. In Hamburg wurde Anfang Januar rund eine halbe Tonne Kokain in einem mit Bananen beladenen Container aus Ecuador sichergestellt. Durch verdeckte Ermittlungen konnten die mutmaßlichen Drahtzieher festgenommen werden, wie der Zoll am Donnerstag mitteilte.