Bürgermeister Bovenschulte nach zehntägiger Delegationsreise zurück in Bremen.
Bremens Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte war vom 22. September bis 1. Oktober 2024 mit rund 25 Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Sport und Nonprofit-Organisationen in den Partnerstädten Windhoek (Namibia) und Durban (Südafrika) unterwegs. Ziel war es, die bestehenden Beziehungen weiter auszubauen und neue Projekte in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu initiieren.
Während der Reise unterzeichneten die drei Städte eine trilaterale Erklärung, die eine noch engere Zusammenarbeit vorsieht und das Ziel verfolgt, globale Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Dabei standen Themen wie nachhaltige Stadtentwicklung, Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung insbesondere junger Menschen und wirtschaftliche Innovation im Vordergrund. In Windhoek wurde zudem die Partnerschaft zwischen Bremen und Windhoek offiziell bekräftigt, womit die namibische Hauptstadt nun auch formell als Partnerstadt Bremens anerkannt ist.
Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte: "Die Reise nach Durban und Windhoek hat eins gezeigt: Die Zusammenarbeit mit unseren Partnerstädten trägt Früchte und ist wichtiger als jemals zuvor. Afrika ist ein Kontinent, auf dem sich die großen Herausforderungen unserer Zeit besonders deutlich zeigen. Wir haben auf unserer Reise die ganze Bandbreite der Zusammenarbeit erlebt – von politischen Gesprächen über konkrete Projektbesuche bis hin zu kulturellen Veranstaltungen. Und überall haben wir gemerkt: Es gibt eine große Bereitschaft, gemeinsam auf Augenhöhe an Lösungen zu arbeiten und die Partnerschaft auszubauen. Das zeigt auch die trilaterale Vereinbarung, die wir unterzeichnet haben – sie ist ein Meilenstein und wird unsere Zusammenarbeit weiter stärken."
Schwerpunkt Windhoek: Politische Gespräche, Jugendarbeitslosigkeit und Investitionen
In Windhoek lag der Fokus der Gespräche sowohl auf politischer als auch auf praktischer Ebene. Bürgermeister Bovenschulte führte unter anderem Gespräche mit der Bürgermeisterin von Windhoek, Queen Omagano Kamati, dem Parlamentspräsidenten Hon. Prof. Peter Katjavivi sowie der Premierministerin Rt. Hon. Dr. Saara Kuugongelwa-Amadhila. Ein zentrales Thema dabei war die weitere Aufarbeitung der kolonialen Geschichte und die Notwendigkeit, historische Verantwortung zu übernehmen.
Bürgermeister Bovenschulte: "Wir sehen unsere Partnerschaftsarbeit mit Windhoek und Namibia auch als gelebte Versöhnung. Unser Ziel ist es ganz konkret, die Lebensverhältnisse der Menschen vor Ort gemeinsam zu verbessern."
Ein Beispiel dafür ist das Pilotprojekt zur Abwasserwirtschaft in einer informellen Siedlung am Rande von Windhoek, bei der die Bremer Organisation BORDA die technische Planung durchgeführt hat. Es zeigt deutlich, welche enormen Herausforderungen im Bereich der Abwasserversorgung bestehen, aber auch, wie innovative Lösungen dazu beitragen können, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern.
Ebenso aufschlussreich war der Besuch des Waste and Buy Back Centers in Katutura, einem benachteiligten Stadtteil von Windhoek, das als gemeinsames Projekt von Windhoek und Bremen ins Leben gerufen wurde und von der EU gefördert wird. Hier können Menschen aus informellen Siedlungen Müll sammeln, diesen gegen Bezahlung abgeben und so ein Einkommen erzielen. Der gesammelte Abfall wird recycelt und wiederverwertet, was zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft beiträgt und nachhaltige wirtschaftliche Perspektiven für die Menschen vor Ort schafft.
Anschließend besuchte Bürgermeister Bovenschulte das Bokamoso Start-up Center, ein Zentrum, das darauf abzielt, junge Unternehmerinnen und Unternehmer zu unterstützen und deren Geschäftsideen weiterzuentwickeln. Das 2003 gegründete Zentrum bietet umfassende Unterstützungsprogramme für Start-ups unter anderem in den Bereichen Mode, Handwerk, Textilproduktion und Solarservices an. Diese werden ein Jahr in der Unternehmensentwicklung unterstützt – von der Buchhaltung bis zum Marketing. Während des Besuchs überreichte Bovenschulte vor Ort produzierte E-Lastenräder an junge Start-up-Unternehmen, um nachhaltige Transportlösungen in der Stadt zu unterstützen.
Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit: Austauschprogramme zwischen Bremen und Windhoek
Internationale Investoren planen umfangreich in die Produktion von grünem Wasserstoff in Namibia einzusteigen. Dafür bedarf es aber entsprechendes Fachpersonal vor Ort. Darum ging es auch unter anderem beim Besuch des Windhoek VTC (Vocational Training Center), einer Berufsschule an der über 1.000 junge Menschen in verschiedenen Berufen wie etwa im Bereich Solartechnik oder Kfz-Mechatronik ausgebildet werden. Hier ging es um die Frage, wie sie durch Austauschprogramme zwischen Bremen und Windhoek unterstützt werden können. Da es auch für viele Absolventinnen und Absolventen nach der Ausbildung oft keine Arbeitsmöglichkeiten gibt, bietet es sich an, Ausbildungsplätze in Bremen anzubieten. Die Jugendarbeitslosigkeit beträgt zwischen 40 und 60 Prozent. Es wurde verabredet, die bestehenden Kooperationen auszubauen und den Austausch von Ausbildenden und Auszubildenden, sowie die Vermittlung von Praktikumsstellen zu stärken.
Zu diesem Ziel ist Bremen schon länger mit dem Goethe-Institut und Projektpartnerinnen und Projektpartnern in Bremen im Austausch. Auf der Reise konnte mit dem DGB ein neuer Partner gewonnen werden.
Hansewasser finanziert Solarpumpe
Darüber hinaus wurde die Okukuna-Farm am Stadtrand von Windhoek besucht. Das Projekt dient der Verbesserung der Ernährungssicherheit durch die Nutzung innovativer Bewässerungssysteme. Die Farm baut verschiedene Gemüsesorten an und bietet einkommensschwachen Haushalten sowie Suppenküchen Zugang zu frischen Nahrungsmitteln und Schulungen in nachhaltiger Landwirtschaft. Um das Projekt zu unterstützen, wird das Bremer Unternehmen Hansewasser eine Solarpumpe zur Bewässerung auf der Farm finanzieren.
Bürgermeister Bovenschulte: "Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die uns in Windhoek und Durban überall entgegengebracht wurde, war schlichtweg beeindruckend. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Ein großer Dank gilt aber natürlich auch den vielen Teilnehmenden der Delegationsreise, die vor Ort wichtige Impulse für die zukünftige Zusammenarbeit gegeben haben und ganz konkrete Investitionen planen – insbesondere auch Hansewasser mit einer Solarpumpe für die Okukuna-Farm."
Partnerschaft ist auch eine "Allianz der Hochschulen"
Neben den politischen Gesprächen und Projektbesuchen gab es wichtige Fortschritte im wissenschaftlichen Austausch: Die Hochschule Bremen unterzeichnete ein Abkommen mit der Namibia University of Science and Technology (NUST), um in den Bereichen grüner Wasserstoff, Nautik, Digitalisierung und Innovation enger zusammenzuarbeiten. Insgesamt gibt es eine enge "Allianz der Hochschulen", die Bremen mit seinen Partnerstädten verbindet: Die Hochschule Bremen, die Universität Bremen und die Hochschule für Künste stehen seit Langem im Austausch mit Partnern in Windhoek und Durban. Diese bestehenden Kooperationen, die wissenschaftlichen Austausch und gemeinsame Forschung umfassen, werden in den kommenden Jahren noch intensiviert.
Durban: Trilaterale Zusammenarbeit, kultureller Austausch und Förderung junger Menschen
Der Besuch in Durban stand im Zeichen des 25-jährigen Jubiläums der Zusammenarbeit zwischen Bremen und Durban. Aus diesem Anlass fand im Playhouse Theatre ein feierliches Konzert des Bremer St. Stephani-Chors gemeinsam mit Musikerinnen und Musikern aus Durban statt, die unter der Leitung von Tim Günther für ein musikalisches Highlight sorgten.
Ein Höhepunkt der Reise war die vor dem Konzert erfolgte Unterzeichnung der trilateralen Vereinbarung, an der neben Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte und der Bürgermeisterin von Windhoek, Queen Omagano Kamati, auch der Bürgermeister von Durban, Cyril Xaba, teilnahm. Dies markiert einen wichtigen Meilenstein für die Zusammenarbeit der drei Städte, die nun zukünftig Projekte insbesondere mit dem Ziel im Bereich "nachhaltige Entwicklung" noch stärker zu dritt zusammenarbeiten wollen.
Im Mittelpunkt der Städtepartnerschaft stand schon immer die Förderung junger Menschen. Ziel ist es, deren Ausbildung zu verbessern und ihnen Wege in den Arbeitsmarkt zu eröffnen, um die hohe Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Während des Besuchs ging es daher insbesondere darum, wie junge Menschen beim Aufbau ihres Start-ups unterstützt oder durch kulturelle und sportliche Programme gefördert werden können. So besuchte Bürgermeister Bovenschulte zum Beispiel das Gründungszentrum Innovate Durban. Hier werden Menschen nicht nur bei der Gründung ihres Unternehmens unterstützt. Die non-profit Organisation bietet auch Programme für Arbeitssuchende und macht sie fit für den Arbeitsmarkt. Von den innovativen Konzepten, beispielsweise zur Einbindung von Menschen mit schwierigen Ausgangsbedingungen, kann auch Bremen profitieren.
Kultur und Sport verbindet Menschen
Wie junge Menschen durch Sport Selbstbewusstsein, hat der Besuch des Isithumba Sportgartens gezeigt – ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Bremer Sportgarten. Foto: Senatspressestelle
Wie junge Menschen durch Sport Selbstbewusstsein erhalten und die Gemeinde dadurch beeinflussen können, hat der Besuch des Isithumba Sportgartens gezeigt. Seit 2009 hat der Bremer Sportgarten eine Partnerschaft mit dem Isithumba Sportgarten, um Jugendlichen durch Sport Perspektiven zu bieten und den Austausch mit Bremen zu fördern. Bürgermeister Bovenschulte und die Delegation unternahmen zunächst einen Rundgang durch das Dorf. Mit dabei waren auch Vertreter von Werder Bremen als Repräsentant der Bundesliga und im Rahmen ihrer internationalen Aktivitäten. Im Sportgarten überreichten sie Trikots an die Jugendlichen. Beim anschließenden Freundschaftsspiel nahmen Kinder und Jugendliche aus dem Dorf teil und zeigten ihr sportliches Können.
Dass Kultur ein ganz wesentlicher Bestandteil der Städtepartnerschaft zwischen Durban und Bremen ist, zeigt sich einerseits in der Mitgliedschaft beider Städte im UNESCO-Netzwerk der "Creative Cities of Literature", und wurde andererseits im BAT Centre deutlich. Das BAT Centre ist das Kulturzentrum in Durban, das Künstlerinnen und Künstlern sowie Kunsthandwerkerinnen und -handwerkern Raum für Ausstellungen, Workshops und Aufführungen bietet und seit 2003 der Austauschpartner für Kunst zwischen den Partnerstädten. Hier hat die Bremer Künstlerin Edeltraut Rath bestehende Kontakte intensiviert und neue geknüpft. Hier zeigte sich auch die verbindende Kraft der Kultur, als Bürgermeister Bovenschulte spontan mit dem Jazz-Pianisten Melvin Peters ein Musikstück anstimmte.
Bürgermeister Bovenschulte: "Die Partnerschaft mit Durban wird nicht nur von politischen und wirtschaftlichen Institutionen, sondern eben auch von der Zivilgesellschaft getragen – ob im kulturellen, kirchlichen oder sportlichen Bereich."
Wirtschaft: Häfen-Aktivitäten auf dem afrikanischen Kontinent ausbauen
Bei der rund 25-jährigen Städtepartnerschaft spielen auch die Kooperationen mit den Häfen eine ganz wesentliche Rolle. Durban betreibt den größten Hafen in ganz Afrika. Beim Besuch des BLG Standortes in Durban wurde noch einmal deutlich, welche großen Potentiale für die Logistik vorhanden sind. In den Häfen gibt es in ganz Afrika ein hohes Interesse von ausländischen Investoren, wie China oder Saudi-Arabien. Für Bremer Hafen- und Logistikunternehmen ist es daher wichtig, die Aktivitäten auf dem afrikanischen Kontinent weiter auszubauen.
Zum Abschluss besuchte die Delegation einen Gottesdienst, der symbolisch für die Wurzeln der Städtepartnerschaft steht, da diese ursprünglich durch die Kirchengemeinden ins Leben gerufen wurde. Insgesamt hat der Besuch in Durban eindrucksvoll gezeigt, wie stark die Zivilgesellschaft vor Ort die Partnerschaft trägt und mitgestaltet.
Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte: "Die Reise hat uns noch mal vor Augen geführt, welch großes Potential insbesondere in der jungen Bevölkerung steckt. Mit unseren Partnerschaften können wir einen kleinen, aber ganz konkreten Beitrag dazu leisten, dieses Potential zu entfalten Klar ist aber auch: Am Ende aber sind es die Menschen vor Ort, die entscheiden, was richtig ist und welchen Weg sie gehen wollen."