Bayerns Europaministerin Dr. Beate Merk hat die Mittel zur Anschubfinanzierung für eine Handwerkerschule für syrische Flüchtlinge im Libanon freigegeben. Die Mittel von rund 400.000 Euro entstammen der Summe von 2,3 Mio. Euro, die der Landtag der Staatsregierung im Nachtragshaushalt 2016 als Zusatzmittel zur Bekämpfung von Fluchtursachen zur Verfügung gestellt hat, und die neben der Ausbildungsinitiative im Libanon noch weiteren ausgesuchten Projekten zugutekommen soll. Projektempfänger ist der gemeinnützige Verein Orienthelfer e.V., der 2012 von dem Kabarettisten Christian Springer in München gegründet wurde und sich die humanitäre Unterstützung der Opfer des Syrienkonfliktes zum Ziel gesetzt hat. Die Umsetzung des Projektes Handwerkerschule erfolgt in enger Zusammenarbeit des Vereins mit der örtlichen Organisation „Multi Aid Programs MAPS“, die im Libanon neben medizinischer Nothilfe auch im Ausbildungssektor bereits Hilfe für syrische Flüchtlinge leistet. Das Projekt wird von bayerischer Seite fachlich von den beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz gGmbH Internationaler Bereich Hof) begleitet.
Staatsministerin Merk unterstrich das Ziel der Staatsregierung, die Zusatzmittel für die Fluchtursachenbekämpfung so effektiv wie möglich einzusetzen. „Einer unserer regionalen Schwerpunkte liegt dabei auf Syrien und seinen Anrainerstaaten. Allein der Libanon mit seinen über 4 Millionen Einwohnern hat mehr als eine Million Flüchtlinge aufgenommen, darunter viele Kinder und Jugendliche. Sie sind entwurzelt, leben in beengten Wohnverhältnissen, sind oft traumatisiert und perspektivlos. Hier müssen wir ansetzen und in die Zukunft dieser jungen Menschen investieren, sonst wächst eine verlorene Generation heran. Die Jugendlichen sollen etwas mitnehmen können, wenn sie nach Beendigung des Bürgerkriegs wieder in ihr Land zurückkehren können.“ Ministerin Merk hob hervor, dass die jetzt bewilligten Mittel ausdrücklich als Anschubfinanzierung gedacht seien. „Wichtig ist uns ein nachhaltiger Ansatz, deshalb sollen in den Bereichen Metall- und Elektroberufe auch Ausbilder und Lehrer fortgebildet werden, die dann ihrerseits das Erlernte weitergeben. Wir liefern das Startkapital für die ersten 18 Monate und den fachlichen Input. Nach dieser Startphase soll das Projekt Handwerkerschule dann mittelfristig auf eigenen Füßen stehen können“, betonte die Ministerin.
Mit dem neuen Ausbildungsangebot werden Schülerinnen und Schüler aus zwei Schulzentren im Libanon erreicht, die insgesamt neun Flüchtlingscamps versorgen. Nach einer Kompetenzanalyse und einer anschließenden Berufsorientierung erhalten die Schülerinnen und Schüler eine schulbegleitende fachpraktische Ausbildung in den Bereichen Metall und Elektro, Bau, Hotel und Gaststätten, Verwaltung, Logistik und Handel sowie Gesundheit und Pflege. Pro Woche ist ein fachpraktischer Tag vorgesehen, der in den Schulen, bei geeigneten Firmen oder im Fall der Metall- und Elektroberufe in den Flüchtlingscamps selbst stattfindet und dort unmittelbar der Verbesserung der Lebensverhältnisse vor Ort dient. Nach Beendigung der Ausbildung helfen eigens geschulte Arbeitsvermittler bei der Suche nach einer Stelle. Um auch libanesischen Jugendlichen und Lehrern eine Teilhabe zu ermöglichen, stehen alle Lehrerfortbildungen im Rahmen des Projektes libanesischen Lehrkräften offen. Damit soll dem großen Beitrag Libanons bei der Bewältigung der Flüchtlingssituation Rechnung getragen werden.
„Aus unserem erfolgreichen dualen System in Deutschland entwickeln wir für den arabischen Raum ein ganz neues Ausbildungsmodell, das an vorhandene Strukturen anknüpft und in den regulären Schulalltag eingebettet ist. Das Ausbildungsprojekt ist darauf ausgerichtet, dass es bald auch ohne unsere Hilfe erfolgreich weiterlaufen kann“, bekräftigte die Ministerin.