Das Land unterstützt drei kommunal getragene Museen in Freiburg, Mannheim und Ulm bei der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit. Die Museen können damit ihre Bestände digital erfassen und global zugänglich machen.
Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst unterstützt die drei kommunal getragenen Museen in Freiburg, Mannheim und Ulm mit insgesamt rund 96.000 Euro bei der digitalen Aufbereitung ihrer Sammlungen.
„Es ist der Landesregierung ein großes Anliegen, die Aufarbeitung der Kolonialzeit und ihrer Folgen in Baden-Württemberg konsequent voranzutreiben. Dabei geht es in den Museen darum, die Herkunfts- und Erwerbsgeschichte von Objekten aus kolonialem Kontext zu untersuchen und diese für die Herkunftsgesellschaften zugänglich zu machen“, sagte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski.
Bestände digital erfassen und global zugänglich machen
„Auch in den Sammlungen städtischer Museen finden sich Kulturgüter, die in einem kolonialen Kontext erworben wurden. Die Häuser verfügen aber meist nicht über das erforderliche Personal, um das Thema sachgerecht angehen zu können, oder die erforderlichen Mittel und benötigen daher vor allem in der Anfangsphase Unterstützung“, so Olschowski weiter.
Bund, Länder und kommunale Spitzenverbände haben sich im Herbst auf eine Strategie zur Erfassung und digitalen Veröffentlichung von Sammlungsobjekten aus kolonialem Kontexten in Deutschland verabredet („3-Wege-Strategie“). Zentrales Ziel ist es, Kulturgüter und andere Objekte mit kolonialem Bezug in den Sammlungen zu digitalisieren und in Abstimmung mit den Herkunftsgesellschaften auf digitalen Plattformen weltweit sichtbar zu machen.
Museum Natur und Mensch Freiburg
Das Museum Natur und Mensch Freiburg plant eine vollständige Digitalisierung der Objekte afrikanischen Ursprungs seiner Ethnologischen Sammlung. Neben Sachmitteln zur digitalen Erfassung der Objekte wird das Wissenschaftsministerium hierzu die hälftige Mitfinanzierung einer (befristeten) Mitarbeiter*innenstelle übernehmen. „Die vollumfängliche Digitalisierung der Afrika-Sammlung ist ein wichtiger und zukunftsweisender Schritt für die Ethnologische Sammlung. Aufbauend auf den bereits geleisteten Vorarbeiten, wie der im Frühjahr 2020 gelaunchten Online-Sammlung der Städtischen Museen Freiburg, kann somit erstmals die globale Zugänglichkeit der bewahrten Afrika-Bestände gewährleistet werden“, sagte Tina Brüderlin, die Leiterin Ethnologische Sammlung im Museum Natur und Mensch Freiburg.
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim
Mit der Förderung der Reiss-Engelhorn-Museen sollen diese in die Lage versetzt werden, die kolonialzeitlichen Sammlungskonvolute „Bumiller“ und „Thorbecke“, die Objekte aus Afrika enthalten, digital zu erfassen und öffentlich zugänglich zu machen. Auch hier erhält das Museum neben Sachmitteln eine hälftige Mitfinanzierung einer (befristeten) Mitarbeiter*innenstelle. „Die Aufbereitung kolonialzeitlicher Sammlungen ist eine wichtige und drängende Aufgabe, welche Museen in kommunaler Trägerschaft nur mit zusätzlichen Fördermitteln bewältigen können. Als neuer Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen freut es mich daher sehr, dass uns das Wissenschaftsministerium mit seiner Unterstützung nun in die Lage versetzt, diese Aufgabe noch intensiver als bisher angehen zu können“, so Prof. Dr. Wilfried Rosendahl, der Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen.
Museum Ulm
Das Museum Ulm erhält Sachmittel, mit denen die digitale Erfassung und Veröffentlichung von ca. 120 Objekte aus kolonialem Kontext ermöglicht werden soll. „Mit diesem Beitrag wird die bisherige grundlegende Forschungsarbeit im Museum Ulm wesentlich und entscheidend durch das Wissenschaftsministerium gefördert“, sagte Dr. Stefanie Dathe, Direktorin des Museums Ulm.
Bereits zum 1. Dezember 2020 hat das Linden-Museum Stuttgart mit seiner bemerkenswerten neuen Datenbank „Sammlung digital“ einen virtuellen Zugang in seine Museumsbestände eröffnet. Rund 2.000 Objekte werden zum Start präsentiert. Die Zahl der dort abrufbaren Objekte wird stetig erweitert.
Erforschung der Herkunfts- und Erwerbsgeschichte
Eine Million Euro fließt in den Jahren 2020 und 2021 in die Provenienzforschung. Damit unterstützt das Ministerium die Kulturinstitutionen des Landes bei der Erforschung der Herkunfts- und Erwerbsgeschichte ihrer Bestände. Die Mittel können beispielsweise für die erforderliche Kofinanzierung von Forschungsanträgen, etwa beim gemeinsam von Bund und Ländern getragenen Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, eingesetzt werden. Auch die Provenienzforschung an nichtstaatlichen Museen und kulturbewahrenden Einrichtungen in Baden-Württemberg fördert das Land.
Aufarbeitung und Digitalisierung der Bestände
Mit der Förderung greift das Wissenschaftsministerium den Wunsch des Museums Natur und Mensch Freiburg (Städtische Museen Freiburg), der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim und des Museums Ulm auf, ihre Bestände weiter aufzuarbeiten und zu digitalisieren. Durch die befristete Anschubfinanzierung können an den Museen die erforderlichen Maßnahmen realisiert werden, etwa die Beschäftigung von zusätzlichem Personal oder die Schaffung der erforderlichen technischen Voraussetzungen. Damit werden die Bestände im Sinne der Bund-Länder-Kommunen-Vereinbarung („3-Wege-Strategie“) aufgearbeitet und digital veröffentlicht. Dabei ist grundsätzlich eine Mitfinanzierung der Museen vorgesehen.
Das Museum Natur und Mensch Freiburg erhält 30.500 Euro, die Reiss-Engelhorn Museen Mannheim insgesamt 61.600 Euro und das Museum Ulm 4.000 Euro für die digitale Fotographie einschlägiger Objekte.