Die Staatssekretärinnen Theresa Schopper und Katrin Schütz sind mit einer Wirtschaftsdelegation nach Äthiopien und Kenia gereist. Die beiden Länder zählen zu den chancenreichsten Märkten Ostafrikas. Ziel ist es, Akteure aus Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit zusammenzubringen, um nachhaltige Projekte zu gestalten.
Vom 26. November 2017 bis 2. Dezember 2017 werden Staatssekretärin Theresa Schopper (Staatsministerium) und Staatssekretärin Katrin Schütz (Wirtschaftsministerium) mit einer 28-köpfigen Delegation in die Demokratische Bundesrepublik Äthiopien und die Republik Kenia reisen. Zur Delegation gehören Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen, Kammern, Wirtschaftsverbänden, der Wissenschaft sowie Mitglieder des Landtags.
Äthiopien und Kenia als zwei der chancenreichsten Märkte Ostafrikas
„Die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den Ländern Subsahara-Afrikas steht immer mehr im Fokus von Politik und Wirtschaft. Äthiopien und Kenia als zwei der chancenreichsten Märkte Ostafrikas können baden-württembergischen Unternehmen langfristig Chancen für ein wirtschaftliches Engagement eröffnen – durch hohe Wirtschaftswachstumsraten, steigende Bevölkerungszahlen und eine sich etablierende Mittelschicht“, sagte Staatssekretärin Katrin Schütz vor ihrer Abreise. Während Kenia bereits seit vielen Jahren eine führende Rolle als Wirtschaftsmotor in der Region einnehme, gelte Äthiopien aufgrund seiner beeindruckenden Entwicklung als neuer Wachstumsmarkt in Ostafrika.
„Neben einer frühzeitigen Wahrnehmung von Kooperationschancen für baden-württembergische Unternehmen hat diese Reise auch zum Ziel, Akteure aus der Wirtschaft, der Entwicklungszusammenarbeit und der Zivilgesellschaft zusammenzubringen“, so Staatssekretärin Theresa Schopper. „Ein Fokus liegt dabei auf Unternehmen, die zukunftsweisende Ideen im Sinne der Nachhaltigkeit realisiert haben.“
Lebensqualität und wirtschaftliche Entwicklung verbessern
Staatssekretärin Schopper erläuterte, dass die Bundesregierung mit breit angelegten Initiativen wie dem „Marshallplan mit Afrika“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der „Initiative Pro! Afrika“ des Bundeswirtschaftsministeriums eine partnerschaftliche Wirtschaftsentwicklung für mehr Wachstum, zur Verbesserung der Investitionsbedingungen und des Außenhandels in und mit den Ländern Subsahara-Afrikas fördere. „Die Zielsetzung, den deutschen Mittelstand zur Zusammenarbeit zu ermutigen, unterstützt auch die Landesregierung von Baden-Württemberg ausdrücklich“, so Schopper. „Denn eine Stärkung der äthiopischen und kenianischen Wirtschaft hat die Chance, Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen, wodurch sich die Lebensqualität der Bevölkerung und die wirtschaftliche Entwicklung verbessern.“
„Deutsche und auch baden-württembergische Unternehmen sind in Subsahara-Afrika bislang weniger vertreten als Unternehmen anderer europäischer Länder. Der deutsche Außenhandel mit afrikanischen Staaten macht aktuell lediglich zwei Prozent des Außenhandels aus – es ist also höchste Zeit, dass beide Seiten die Chancen für eine Zusammenarbeit nutzen“, ergänzte Staatssekretärin Schütz. Als verlässlicher Partner sei die baden-württembergische Wirtschaft an langfristigen Lösungen interessiert und strebe einen dauerhaften Erfolg für beide Seiten an. „Allerdings benötigen vor allem unsere kleinen und mittleren Unternehmen transparente, faire und verlässliche Rahmenbedingungen für ein wirtschaftliches Engagement in Äthiopien und Kenia“, so Staatssekretärin Schütz weiter.
Ostafrika eröffnet Chancen für baden-württembergische Unternehmen
In Gesprächsterminen und Präsentationsveranstaltungen mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern von Ministerien beider Länder, staatlichen Einrichtungen, Kammern und Wirtschaftsverbänden wichtiger Schlüsselbranchen sollen die Delegationsteilnehmerinnen und Delegationsteilnehmer umfassend über die Chancen und Herausforderungen für ein wirtschaftliches Engagement in Äthiopien und Kenia informiert werden. Außerdem findet in beiden Ländern ein Erfahrungsaustausch mit bereits vor Ort tätigen deutschen Unternehmen sowie mit Institutionen der deutschen Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit statt (zum Beispiel Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH und Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH). Damit soll über bestehende Förderinstrumente zur Weiterentwicklung von Geschäftspotenzialen in Entwicklungs- und Schwellenländern an der Schnittstelle von Außenwirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit informiert werden.
Um die politischen Rahmenbedingungen sowie die Chancen und Herausforderungen für baden-württembergische Unternehmen zu diskutieren werden Staatssekretärin Schopper und Staatssekretärin Schütz in Äthiopien mit dem Minister für Wasser und Elektrizität, Dr. Seleshi Bekele, und dem Minister für Wissenschaft und Technologie, Dr. Getahun Merkuria, zusammentreffen. In Kenia ist ein Gesprächstermin mit dem Minister für Industrie und Handel, Adan Mohamed, geplant.
Ein weiterer wichtiger Programmpunkt der Reise ist die „Ethiopian-German Economic Conference“, die am 28. November 2017 in Addis Abeba in Zusammenarbeit von Baden-Württemberg International und dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau mit dem äthiopischen Außenministerium und Ethiopia Invest veranstaltet wird. Darüber hinaus findet auch in Nairobi für die teilnehmenden Unternehmen eine Kooperationsbörse zur Anbahnung von Geschäftskontakten mit Unternehmen vor Ort statt.
Äthiopien gehört zu den 20 am schnellsten wachsenden Ländern
Die Demokratische Bundesrepublik Äthiopien ist mit circa 102 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern nach Nigeria das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung in Afrika. Seit einigen Jahren befindet sich Äthiopien auf einem wirtschaftlichen Wachstumskurs und gilt – ausgehend von einem niedrigen wirtschaftlichen Niveau – als einer der möglichen Zukunftsmärkte in Subsahara-Afrika. Im vergangenen Jahrzehnt wuchs die äthiopische Wirtschaft jährlich zwischen acht und elf Prozent und gehört damit zu den 20 am schnellsten wachsenden Ländern der Erde. Die äthiopische Regierung hat in den vergangenen Jahren stark auf den Ausbau der Infrastruktur sowie der Förderung der Wirtschaft gesetzt. Neben einem wachsenden Dienstleistungssektor ist vor allem der Agrarsektor von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung, wobei der Übergang zu einer kommerziellen Landwirtschaft in Äthiopien zunehmend gelingt. Hiervon profitiert auch der Ausbau der Agrarindustrie, der Infrastruktur und der Energieversorgung. Zudem ist die äthiopische Industrie auf einem Wachstumskurs, insbesondere durch ausländische Investitionen in die Textil- und Lederindustrie. Die Regierung verfolgt ambitionierte Entwicklungs- und Investitionspläne. Im Herbst 2015 wurde von der äthiopischen Regierung der „Groth and Transformation Plan II“ veröffentlicht, der bis 2020 die Industrie in Sektoren wie Textilien, Leder und verarbeitete Agrarprodukte weiter ausbauen soll. Dazu wurden neue Infrastrukturprojekte begonnen oder geplant, vor allem solche, die die Herstellung von Elektrizität zum Ziel haben. Äthiopien ist es gelungen in den letzten Jahren viele ausländische Investoren ins Land zu holen, die sich vor allem in den neu entwickelten Industrieparks des Landes angesiedelt haben. Lieferchancen für deutsche Unternehmen werden derzeit vor allem für Hersteller von Maschinen für die Nahrungsmittel- und die Textilindustrie sowie Spezialtechnik zur Realisierung von Infrastrukturprojekten gesehen.
Kenia nimmt regionale Führungsrolle ein
Kenia gilt als Wachstumsmotor in der Region Ostafrika. Der florierende Dienstleistungssektor wird vor allem von Informations- und Kommunikationstechnologien mit einer sehr aktiven Start-up-Szene, dem Transportgewerbe und Finanzdienstleisten beflügelt. In Ostafrika nimmt Kenia eine regionale Führungsrolle ein und ist treibende Kraft in der East-African Community.
Kenias Vorzüge sind seine strategische Lage in der Region mit Mombasa als Eingangshafen, auch für Binnenstaaten wie Uganda und Südsudan, und seine liberale Wirtschaftsordnung mit einem starken Privatsektor. Das stabile Wirtschaftswachstum von durchschnittlich zwischen fünf und sechs Prozent in den letzten Jahren ist vor allem auf Faktoren wie eine diversifizierte Ökonomie, einer geringen Abhängigkeit von Exporten wie Öl oder Mineralien, einem wachsenden und zunehmend produktiven Agrarsektor, Infrastrukturinvestitionen und einem wachsenden Finanz- und Versicherungssektor zurückzuführen.