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Bremen: Geraubter Bootssteven zurück in Samoa

Staatsministerin übergibt Stück aus der Sammlung des Übersee-Museums

Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, und die Direktorin des Übersee-Museums, Prof. Dr. Wiebke Ahrndt, haben gestern (10. Juli 2024) in Apia, Hauptstadt von Samoa, einen Bootssteven an Vice-Chancellor Professor Tuifuisa’a Patila Malua Amosa des Independent State of Samoa übergeben. Der war 1888 während des samoanischen Bürgerkriegs von deutschen Streitkräften erbeutet worden und befand sich seit 1932 in der Sammlung des Übersee-Museums Bremen. Dieser wird ab September 2024 für drei Jahre in einer Ausstellung, die gemeinsam mit dem Übersee-Museum Bremen entwickelt wurde, an der National University of Samoa gezeigt werden.

Im Zuge der Vorbereitungen für die neue Dauerausstellung "Der blaue Kontinent – Inseln im Pazifik" konnte das Übersee-Museum die Herkunft des Bootsteils klären: 1932 schenkte Admiral Wilhelm Souchon (1864–1946) es dem Museum – damals "Städtisches Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde". Souchon hatte das Stück während seiner Dienstzeit auf dem Kriegsschiff SMS "Adler" erbeutet. Es stammt von einem Kriegskanu, das unter Souchons Kommando am 23. Oktober 1888 im samoanischen Bürgerkrieg geraubt, zersägt und am nächsten Tag unter den Deutschen aufgeteilt wurde.

Aufgrund einer Rückgabeforderung aus Samoa und im Einklang mit dem vom Bund und den Ländern verfassten Eckpunktepapier zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten, wird der Bootssteven nun zurückgegeben. Da die Sammlungen des Übersee-Museums aus dieser Zeit Eigentum der Freien Hansestadt Bremen sind, hat der Senat am 18. Juni in einer Sitzung die Deakzessionierung beschlossen und auf den Weg gebracht.

Katja Keul, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, sagte: "Die Rückgabe des Bootssteven ist das Ergebnis mehrjähriger wissenschaftlicher Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Samoa. Ich freue mich besonders, dass ich bei der feierlichen Rückgabe heute selbst dabei sein konnte und danke allen, die diese Rückgabe zusammen mit den samoanischen Partnern möglich gemacht hat. Gerade auch die Forschung zum Bestand und Verbleib von Kulturgütern, die in der Kolonialzeit aus Samoa nach Deutschland verbracht wurden, hat uns noch enger zusammengebracht. Mit der Rückgabe stellen wir uns einem wichtigen Teil der Aufarbeitung unserer kolonialen Vergangenheit. Ich wünsche mir, dass die Rückgabe heute nicht nur an Vergangenes erinnert, sondern auch ein Zeichen setzen kann für neues Vertrauen, für unser Miteinander und zukünftige Kooperationen. Insbesondere die Bewahrung unserer Lebensräume vor dem Hintergrund des Klimawandels ist eine gemeinsame Aufgabe".

Der Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen, Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte sagt hierzu: "Die Auseinandersetzung mit unser Geschichte lehrt uns, dass uns nicht egal sein kann, wie und unter welchen Umständen die Ausstellungsstücke in den Besitz unserer Museen gelangt sind. Das gilt vor allem für Exponate aus der Kolonialzeit, bei deren Rückführungen das Bremer Übersee-Museum früh Maßstäbe gesetzt hat. Das ist gut und richtig. Und das sind wir den Nachfahren in Übersee und auch uns selbst schuldig. Mein Dank gilt allen, die sich dafür eingesetzt haben."

Museumsdirektorin Prof. Dr. Wiebke Ahrndt erklärt: "Wir freuen uns sehr, dass wir die Herkunft des Stevens aufklären und ihn nun an Samoa zurückgeben konnten. Dies ist ein wichtiger Schritt für die Aufarbeitung unserer Sammlungsgeschichte."

Pressestelle des Senats - Freie Hansestadt Bremen