Vertragsunterzeichnung im Hamburger Rathaus und Übergabe der ersten Objekte
Insgesamt 179 Objekte aus dem ehemaligen Königreich Benin, die im Zuge einer kolonialen Invasion von britischen Soldaten geraubt und im Anschluss verkauft wurden, befinden sich derzeit noch im Besitz der Freien und Hansestadt Hamburg. Nachdem der Bund zusammen mit Nigeria den Rahmen für die Rückgabe der Benin-Bronzen geklärt hat und Senat und Bürgerschaft der vollständigen Eigentumsübertragung der Benin-Bronzen zugestimmt haben, haben jetzt der Botschafter der Bundesrepublik Nigeria, S.E. Yusuf Maitama Tuggar, der Generaldirektor der Nationalen Behörde für Museen und Denkmäler in Nigeria, Prof. Abba Isa Tijani, Hamburgs Senator für Kultur und Medien, Dr. Carsten Brosda und die Direktorin des Museums am Rothenbaum, Prof. Dr. Barbara Plankensteiner, im Hamburger Rathaus den Vertrag zur vollständigen Eigentumsübertragung und Rückgabe der Bronzen unterzeichnet. Im Anschluss wurden die ersten Objekte zur Rückführung nach Nigeria überreicht.
Mit der Unterzeichnung und Übergabe geht ein jahrzehntelanger Prozess um die Rückforderung von Kulturgut zu Ende. Zunächst hatten sich insbesondere die Nachfahren des Königshauses Benin dafür stark gemacht und schließlich in Europa auch zivilgesellschaftliche Initiativen. Diese mündeten 2019 in den Beschluss der Kulturministerkonferenz unter Vorsitz Hamburgs zum künftigen Umgang mit kolonial belastetem Sammlungsgut. 2021 schuf schließlich der Bund zusammen mit der Bundesrepublik Nigeria mit dem „Memorandum of Understanding on Museum Cooperation“ die Voraussetzung für die vollständige Eigentumsübertragung, die Hamburg schließlich in diesem Jahr vollzogen hat. Maßgeblich vorangetrieben wurden die Verhandlungen auch von der Benin Dialogue Group unter der Co-Gründung von Prof. Dr. Barbara Plankensteiner. Die intensive Aufarbeitung und Forschung an den Beständen, die Vermittlung und Digitalisierung, die zuletzt in das Projekt Digital Benin mündete, und schließlich auch die Ausstellung im MARKK „Benin. Geraubte Geschichte“ zeigen, wie entscheidend Museen und insbesondere das MARKK in der Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der Geschichte sind.
Mit der Bundesrepublik Nigeria ist vereinbart, dass zunächst drei Objekte übergeben werden. Zudem ist verabredet, dass rund zwei Drittel in nächster Zukunft zurückgehen werden und ein Drittel der Bronzen als Leihgaben in Hamburg verbleibt. Zukünftig sollen der internationale Austausch, Wissenstransfer und gemeinsame Wanderausstellungen die Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Benin City begleiten, dies unter anderem auch beim Aufbau des Edo Museum of West African Art (EMOWAA) und eines Royal Museums.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Die heutige Rückgabe der Benin-Bronzen ist ein besonderer Meilenstein der gemeinsamen Verhandlungen zwischen Hamburg und der Bundesrepublik Nigeria. Mit der feierlichen Unterzeichnung der Rückgabevereinbarung über 179 Benin-Objekte beginnt ein neuer Abschnitt der Zukunft des gemeinsamen Kulturaustausches, auf den Tag genau ein Jahr nach der festlichen Eröffnung der Ausstellung ‚Benin. Geraubte Geschichte’. Der heutige Tag darf aber kein Endpunkt sein, sondern soll den Auftakt zu einem vertieften kulturellen Austausch zwischen Europa und Afrika bilden.“
S.E. Yusuf Maitama Tuggar, Botschafter der Bundesrepublik Nigeria: „Hamburg is the Jewel of the Hansa League and Germany's gateway to Africa and the rest of the World. It is therefore heart-warming to witness Hamburg being a beacon in the biggest event in Cultural diplomacy”.
Prof. Abba Isa Tijani, Generaldirektor der Nationalen Behörde für Museen und Denkmäler in Nigeria: „The National Commission for Museums and Monuments of Nigeria is highly elated at this event of signing the repatriation agreements of these highly valued Benin Bronzes from the Museum am Rothenbaum (MARKK) in Hamburg. The entire nation of Nigeria is delighted. We all look forward to a future of greater collaboration on equitable terms with this great museum and the city of Hamburg.”
Prof. Dr. Barbara Plankensteiner, Direktorin des Museums am Rothenbaum: „Nach langen Vorbereitungen ist es nun soweit! Mit diesem Schritt setzt die Freie und Hansestadt Hamburg ein wichtiges Zeichen in der Aufarbeitung ihres kolonialen Erbes. Für uns im MARKK bedeutet es den Beginn einer neuen und intensiven Zusammenarbeit mit Nigeria. Wir freuen uns auf zukünftige gemeinsame Projekte und ein besonderes Museum in Benin City.“
Die Ausstellung „Benin. Geraubte Geschichte“ wird noch bis auf Weiteres im Museum am Rothenbaum (MARKK) zu sehen sein.