Brosda: „Dies ist ein Meilenstein im laufenden Prozess zur Aufarbeitung unseres kolonialen Erbes.“
Insgesamt 179 Objekte aus dem ehemaligen Königreich Benin befinden sich derzeit noch im Besitz der Freien und Hansestadt Hamburg. Sie wurden im Zuge einer kolonialen Invasion von britischen Soldaten geraubt und im Anschluss vor Ort und in Großbritannien verkauft.
Über Seefahrer und Kaufleute gelangten sie nach Hamburg und wurden mit Unterstützung von Mäzenen für die Hamburger Museen angekauft. Bereits damals erkannte man ihren herausragenden kulturellen und kunsthistorischen Wert. Die Mehrzahl der Artefakte bestand aus Bronze, was ihnen bis heute den Namen „Benin-Bronzen“ verlieh. Heute befinden sich alle 179 Stücke im Museum am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt (MARKK). Nachdem der Bund zusammen mit Nigeria den Rahmen für die Rückgabe der Benin-Bronzen geklärt hat, konnte nun der Hamburger Senat seinerseits die Voraussetzungen für die Rückgabe der Bronzen schaffen. Damit leistet Hamburg seinen Beitrag zur Anerkennung eines lange zurückliegenden Unrechts, durch das die Menschen in Nigeria wichtiger Elemente ihrer kulturellen Identität beraubt wurden, und reagiert damit auch auf die jahrzehntelangen Rückgabeforderungen des nigerianischen Staates und des Königs von Benin.
Mit diesem Schritt wird ein weiterer Meilenstein in der Aufarbeitung des kolonialen Erbes der Stadt erreicht. Es ist das Ergebnis jahrelanger Forschung und Interventionen zivilgesellschaftlicher Gruppen, der Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe und der Hamburger Museumsstiftungen, insbesondere auch des MARKK und seiner Direktorin Prof. Barbara Plankensteiner, die sich auch als Co-Sprecherin der Benin Dialogue Group jahrelang für die Rückgabe eingesetzt hat.
Die 179 Benin-Bronzen sind derzeit im Vermögen der Stadt mit einem Gesamtwert von 58,7 Millionen Euro verzeichnet. Die Kulturbehörde hat bereits in ihrem Haushalt eine Rückstellung in gleicher Höhe gebildet, um eine Rückgabe auch finanziell zu ermöglichen. Im nächsten Schritt muss nun die Bürgerschaft zustimmen.
Bis zu ihrer Rückgabe können alle Artefakte im MARKK in der Ausstellung „Benin. Geraubte Geschichte“ betrachtet werden. Auch künftig werden einige Werke als Dauerleihgaben in Hamburg verbleiben. Die Detailverhandlungen hierüber laufen derzeit zwischen Nigeria und Hamburg. Die feierliche Vertragsunterzeichnung zur Rückgabe der Benin-Bronzen ist für Mitte Dezember geplant. Dann soll Dr. Abba Isa Tijani von der National Commission for Museums and Monuments (Nigeria) nach Hamburg kommen.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Mit dem Beschluss zur Eigentumsübertragung der Benin-Bronzen an die Bundesrepublik Nigeria können wir diese einzigartigen Kunstschätze endlich zurückgeben. Mit diesem Schritt stellen wir uns einem wichtigen Teil unserer Geschichte. Dies ist ein Meilenstein im laufenden Prozess zur Aufarbeitung unseres kolonialen Erbes. Wir werden hier entschieden weitergehen und auch unsere Museumssammlungen weiter einer stetigen Überprüfung unterziehen. Die Restitution dieser wertvollen Kunstwerke markiert aber auch den Beginn einer intensiveren internationalen Zusammenarbeit. Ich freue mich auf den kulturellen Austausch mit unseren nigerianischen Partnerinnen und Partnern und danke allen, die die Rückgabe möglich gemacht haben und die neue Partnerschaft mit Leben füllen.“
Prof. Dr. Barbara Plankensteiner, Direktorin des Museums am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt (MARKK): „Mit der Restitution ihrer Benin-Sammlung hat die Freie und Hansestadt Hamburg ein wichtiges Zeichen in der Aufarbeitung ihres Kolonialen Erbes gesetzt. Ich bin dankbar, dass ich diesen Moment hier miterleben kann und an dem Prozess mitwirken konnte. Die zukünftige Zusammenarbeit mit den nigerianischen Partnerinnen und Partnern wird auf diese Weise intensiviert und auf eine neue Ebene gebracht werden. Ich freue mich, dass wir durch die Gewährung von Dauerleihgaben weiterhin in der Lage sein werden, den Menschen hier in Hamburg Beispiele dieser herausragenden Kunstwerke des Königreiches Benin zeigen zu können. Damit können wir auch an die wichtige Rolle erinnern, die die Handelsstadt Hamburg einst im Vertrieb der wertvollen geraubten Kunstschätze gespielt hatte.“