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Hamburg: Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank besucht Zentrum für Tropenmedizin in Ghana

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank hat im Rahmen ihrer Delegationsreise in Ghana das Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine (KCCR) besucht. Im Zentrum der Gespräche standen die Erforschung vernachlässigter Tropenkrankheiten, die globale Gesundheitsforschung und die Eindämmung von Malaria. Um die globale Gesundheitsforschung zu stärken, wurden anlässlich des Besuchs Planungen für ein gemeinsames Digital-One-Health-Zentrum zwischen dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) und dem KCCR aufgenommen. Mit dem neuen Zentrum sollen Erkenntnisse und Daten weltweit effektiver ausgetauscht und Epidemien schneller bekämpft werden. Das KCCR ist zudem wichtiger Kooperationspartner für die Infektionsforschung der Universität Hamburg am Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf.

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: „Das KCCR hat eine beeindruckende Erfolgsgeschichte vorzuweisen: In nur kurzer Zeit konnte es international anerkannte wissenschaftliche Exzellenz erreichen. Die Kooperation zwischen Hamburg und Kumasi ist seit der gemeinsamen Gründung 1997 ungebrochen und leistet einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Besonders beeindruckt haben mich auch die Erfolge des KCCR in der Aufklärungsarbeit in den local communities, sei es zu COVID-19 oder Themen wie Müttersterblichkeit. Das KCCR ist ein echtes Joint Venture, eine Blaupause für internationale Global-One-Health-Forschungskooperationen und wichtiger Partner für die Infektions- und One-Health-Forschung in Hamburg. Die Herausforderungen für die Globale Gesundheit können wir nur international vernetzt angehen. Forschungsdaten und deren gemeinsame Nutzung und Auswertung spielen dabei eine entscheidende Rolle und ich freue mich, dass die Zusammenarbeit in diesem Bereich zwischen Hamburg und Kumasi künftig intensiviert wird.“

Prof. Dr. Jürgen May, Vorstandsvorsitzende des BNITM: „Das BNITM hat zum KCCR eine sehr besondere Verbindung. Es ist Forschenden aus Ghana und Deutschland in den letzten 27 Jahren gelungen, in großer Partnerschaftlichkeit und mit hohem persönlichen Engagement ein führendes Forschungsinstitut in Afrika aufzubauen. Die Herausforderungen für die Globale Gesundheit meistern wir nur gemeinsam, durch gleichberechtigtes Forschen auf Augenhöhe. Länderübergreifende Forschung spielt eine Schlüsselrolle für Afrika, um insbesondere vernachlässigte und armutsbedingte Krankheiten erfolgreich zu bekämpfen. Wir freuen uns darauf, in diesem Sinne weiterhin nachhaltig mit dem KCCR zusammenzuarbeiten.

Prof. Dr. Marylyn Addo, Gründungsdirektorin des Instituts für Infektionsforschung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: „In unserem Institut für Infektionsforschung und Impfstoffentwicklung des UKE beschäftigen wir uns intensiv mit neuen und wiederauftretenden Viren wie Ebola- oder Coronaviren. Die Erfahrungen aus der COVID-19-Pandemie haben eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern ist, um zukünftige Pandemien gemeinsam zu bewältigen. Nur durch den Austausch von Wissen und eine weltweit starke Forschung können wir globalen Gesundheitsherausforderungen erfolgreich entgegentreten. Zu Ghana als Heimatland meines Vaters habe ich zudem eine besondere Verbindung.“

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig ein schnelles, gemeinsames Handeln und starke Gesundheitssysteme sind, um Infektionen vorzubeugen und angemessen auf sie zu reagieren. Mit dem One-Health-Ansatz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird eine Vision verfolgt, um Gesundheit global zu schützen. „One Health“ meint dabei die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt gleichermaßen zu berücksichtigen. Damit lokale und weltweite Infektionen künftig besser vorgebeugt und eingedämmt werden können. Gerade klimatische Veränderungen haben einen großen Einfluss auf Ökosysteme und insbesondere die Infektionsforschung. Die ganzheitliche Vision des One-Health-Ansatzes kann nur durch eine intensive interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit gelingen. Die Gespräche der Wissenschaftsdelegation mit Infektions- und Klimaforschenden in Accra und Kumasi haben die enorme Bedeutung dieses Ansatzes für die Wissenschaft einmal mehr verdeutlicht.

Mit einem neuen Digital-One-Health-Zentrum sollen Studienergebnisse und regional erfasste Daten künftig weltweit schneller ausgetauscht und ausgewertet werden. Infektionskrankheiten lassen sich dann frühzeitiger erkennen und besser eingrenzen. Digitale Lösungen können auch dabei helfen, human- und veterinärmedizinische Daten zu integrieren, wie es der One-Health-Ansatz vorsieht. Bei vernachlässigten Tropenkrankheiten ist eine Zusammenführung vorhandener Studiendaten aufgrund mangelnder Ressourcen bisher oft nicht möglich. Das soll sich mit dem neuen Zentrum ändern.

Das KCCR setzt bei den Gesundheitsherausforderungen auf eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Communities und die Aufklärungsarbeit durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor Ort. Mit dieser Strategie wurde jüngst mit der nullprozentigen Müttersterblichkeit im ghanaischen Krankenhaus Presbyterian Hospital in Agogo, Ghana, ein großer Erfolg gefeiert. Die Kooperationspartner haben mit ihrer wissenschaftlichen Aufklärungsarbeit in den vergangenen vier Jahren u. a. erreicht, dass mehr Schwangere an Vorsorge- und Nachsorge-Untersuchungen teilnehmen, ihren Eisenwert überwachen lassen, sich auf Malaria testen und bei Risiken eher eine Krankenhausentbindung als eine Hausgeburt erwägen. Hebammen und traditionelle Geburtshelferinnen wurden zudem geschult, um potenziell kritische Situationen frühzeitiger zu erkennen. Dass im Jahr 2023 keine Todesfälle bei Frauen unter oder nach der Geburt verzeichnet wurden, ist ein großer medizinischer Erfolg nach 499 Todesfällen im Jahr 2020.

Über das KCCR
Betrieben wird das KCCR an der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi seit 27 Jahren durch das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin und das ghanaische Gesundheitsministerium. Grundlage für die Kooperation ist ein im Jahr 1997 geschlossener Staatsvertrag zwischen der Republik Ghana und der Freien und Hansestadt Hamburg.

Die enge Kooperation zwischen dem KCCR und dem BNITM als dessen Mitbetreiber hat bereits große Erfolge in der Grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung zu tropentypischen Krankheiten erzielt. Bei der Bewältigung der Corona-Pandemie in Ghana hat das KCCR als eines der zentralen nationalen Diagnostik-Einrichtungen eine wichtige Rolle eingenommen. Bereits Anfang Februar 2020 starteten die Labore mit PCR-Tests von Proben erster COVID-19-Verdachtsfälle. Zudem richtete das KCCR eine Walk-in-Station mit PCR-Tests für Studierende, Angestellte und Reisende ein. Selbst mit Drohnen wurden Patientenproben aus den umliegenden Distrikten zum Institut transportiert. Außerdem trainierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler etwa 300 Mitarbeitende des ghanaischen Gesundheitswesens darin, Proben zu nehmen und sicher zu transportieren.

Zu weiteren Forschungserfolgen des KCCR zählen Studien u. a. zur Verbreitung, Genetik und Immunantwort bei Malaria, zur Epidemiologie von antimikrobiellen Resistenzen, zur Behandlung der Flussblindheit, die Erforschung der genetischen Ursachen einer Form der erblichen Schwerhörigkeit sowie zur Behandlung von Tuberkulose, HIV und vernachlässigten Tropenkrankheiten. Aktuell wird an den großen Themen der Globalen Gesundheit und dem One-Health-Ansatz geforscht, einschließlich der Epidemiologie, Behandlung und Prävention von Infektionskrankheiten.

Infektionsforschung am UKE
Teil der Wissenschaftsdelegation ist auch Prof. Dr. Marylyn Addo, Gründungsdirektorin des Instituts für Infektionsforschung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, die für ihr Engagement im Kampf gegen neu auftretende Infektionskrankheiten erst im vergangenen Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Addo hat bei der Erforschung von Infektionskrankheiten wie etwa HIV, Ebola und COVID-19 und ihrer Bekämpfung durch die Entwicklung von Impfstoffen Pionierarbeit geleistet. Am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung leitet und koordiniert sie die translationale Forschung im Bereich neu auftretender Infektionskrankheiten, insbesondere viraler Infektionen wie beispielsweise Ebola, MERS, Lassa- oder Krim-Kongo-Fieber. Sie leitet den neuen Sonderforschungsbereich „Emerging Viruses: Pathogenesis, Structure, Immunity“, der das genaue Verständnis von Viren, Infektionsprozessen und Immunreaktionen auf molekularer Ebene zum Thema hat und bis 2028 mit voraussichtlich 10,8 Millionen Euro durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird.

 

Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke, Pressestelle