Ministerin spricht in Hanoi mit Vertretern der Regierung Vietnams über autonome Hochschulen und besichtigt VGU in Ho-Chi-Minh-Stadt
Wiesbaden. Zu einem Besuch in Vietnam ist Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn am Dienstag gemeinsam mit einer Delegation mit Abgeordneten des Landtages und Vertreterinnen und Vertretern hessischer Hochschulen aufgebrochen. Im Mittelpunkt der Reise steht ein Besuch der Vietnamesisch-Deutschen Universität (VGU). Die 2008 auf gemeinsame Initiative von Vietnam und Hessen gegründete Universität nahe Ho-Chi-Minh-Stadt ist die erste staatliche vietnamesische Universität mit einem internationalen Partner, die weitgehende Autonomie genießt. Darüber, wie eine unabhängige Hochschule nach deutschem Vorbild demokratisierend auch auf andere Bildungseinrichtungen in Vietnam wirken kann, und über weitere Aspekte der Zusammenarbeit zwischen Hessen und Vietnam wird sie unter anderem mit dem vietnamesischen Vizepremierminister Trương Hòa Bình, Bildungsminister Phùng Xuân Nhạ, Kulturminister Nguyễn Ngọc Thiện und dem Oberbürgermeister von Ho-Chi-Minh-Stadt Nguyễn Thành Phong sprechen.
VGU orientiert sich an Autonomie-Modell
„Unabhängige Hochschulen sind in vielen Ländern der Welt keine Selbstverständlichkeit“, erklärt Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Die VGU orientiert sich an den auf weitgehende Autonomie setzenden Hochschulmodellen in Hessen. So stand die Satzung der Technischen Universität Darmstadt Pate für die Satzung der VGU. Ich freue mich sehr, dass dieses Modell in Vietnam Schule macht. Formulierungen aus der Satzung der VGU haben Eingang in das Hochschulgesetz der Sozialistischen Republik gefunden. Auch Lehre und Forschung sind nicht mehr wie einst getrennt, sondern alle staatliche Hochschulen in Vietnam können seit 2015 eigenständig Forschung und Lehre verzahnen. Es weht ein Hauch von Humboldt in Vietnam – und das Land Hessen leistet mit der VGU einen Beitrag dazu. Der erfolgreiche wissenschaftlich-kulturelle Austausch, für den die VGU exemplarisch steht, ist aus meiner Sicht eine wesentliche Grundlage, um den Dialog über die Frage der Menschenrechte erfolgreich zu führen.“
1.600 Menschen studieren an der VGU
Die Delegation wird auch den im Bau befindlichen neuen Campus der VGU besuchen, der zunächst 5.000 Studierenden Platz bieten soll. Eine Erweiterung auf bis zu 12.000 Studierende ist in einer zweiten Bauphase geplant. Derzeit studieren rund 1.600 Menschen an der VGU. Die Hessische Landesregierung und der Bund unterstützen die Finanzierung der Studiengänge und den weiteren Ausbau der Verwaltung der Universität jeweils mit 1,5 Millionen Euro jährlich. Geleitet wird die VGU seit 1. August 2018 von Professor Dr.-Ing. Tomas Benz, den die Delegation bei diesem Besuch ebenso treffen wird wie Professor Dr. Nguyễn Thiện Nhân, Mitglied des Politbüros und langjähriger Unterstützer der hessisch-vietnamesischen Beziehungen und der VGU.
Abstecher ins Mekong-Delta
Neben dem hochschulpolitischen Besuchsprogramm wird die Delegation einen Abstecher ins Mekong-Delta unternehmen, um sich dort über die Folgen der Klimakrise zu informieren. Klimaforscher befürchten, dass das Delta, derzeit ein wichtiges Reisanbaugebiet, bis 2050 komplett überflutet sein könnte.