Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir hat das Engagement der hessischen Wirtschaft in Ostafrika gewürdigt.
„Nicht nur gemeinnützige Stiftungen, sondern auch Unternehmen und Kammern leisten ihren Beitrag, dass sich die Region sozial und ökonomisch entwickelt und Perspektiven für die Menschen hier entstehen“, sagte er am Sonntag nach der Heimkehr von einer einwöchigen Reise mit einer Wirtschaftsdelegation nach Kenia und Äthiopien.
„Afrikas Staaten brauchen private Investitionen, die Jobs für die wachsende Bevölkerung schaffen“, erläuterte der Minister. „Im Gegenzug bieten viele dieser Staaten eine beeindruckende wirtschaftliche Dynamik. Mit unserer ersten Delegationsreise in diese Region haben wir hessischen Unternehmen und Kammern Gelegenheit gegeben, sich vor Ort und aus erster Hand über Möglichkeiten und spezifische Rahmenbedingungen zu informieren.“
Ein Schwerpunkt der Reise war die Berufsausbildung, da die Rekrutierung qualifizierter lokaler Arbeitskräfte als zentrale Herausforderung für investionswillige Unternehmen gilt. In Kenias Hauptstadt Nairobi besichtigte die Delegation das Eastlands College of Technology, das die Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg und die Handwerkskammer Frankfurt unterstützen. Dort werden Jugendliche für Tätigkeiten in der Bau- und Autobranche trainiert, aber auch Ausbilder ausgebildet, die diese Fertigkeiten weitervermitteln. In Addis Abeba vereinbarten Al-Wazir und der äthiopische Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Abdiwasa Adulahi, dass Hessen Äthiopien beim Aufbau eines Berufsbildungssystems nach westlichem Standard und besonders bei der Ausbildung von Berufsschullehrern unterstützt. Dabei wird unter anderem die Hessische Landesstelle für Technologiefortbildung in Groß-Gerau mitwirken.
Zweiter Schwerpunkt der Reise war das Gesundheitswesen, eine traditionelle Stärke der hessischen Wirtschaft. So betreibt das Darmstädter Pharmaunternehmen Merck in Kenia das Projekt curafa, das sowohl auf die Verbesserung der Gesundheitsversorgung als auch auf Existenzgründung zielt. Es basiert auf standardisierten, mit einem Grundsortiment ausgestatteten Dorf- oder Stadtteilapotheken, mit denen sich Angehörige von Gesundheitsberufen selbstständig machen können, um die Versorgung abseits der Zentren zu verbessern. Der Melsunger Medizinproduktehersteller B.Braun hat sogar schon bei Nairobi mit dem Aufbau einer lokalen Fertigung für den ostafrikanischen Markt begonnen. Die Produktionsanlage für Infusionslösungen ist das erste Investment B.Brauns auf dem afrikanischen Kontinent außerhalb Südafrikas, wie der ehemalige Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Heinz-Walter Große berichtete.
Wegen seines Reformeifers zieht auch das benachbarte Äthiopien seit einiger Zeit das Interesse von Investoren an. In seiner Eigenschaft als Vize-Aufsichtsratsvorsitzender der Frankfurter Messegesellschaft unterschrieb Al-Wazir in der Hauptstadt Addis Abeba eine Vereinbarung, mit der die Messe und das äthiopische Handelsministerium ihre Zusammenarbeit vertiefen. Die Messe Frankfurt bringt dabei ihre führende internationale Stellung in die in Addis Abeba stattfindende „African Sourcing and Fashion Week" ein.
„Afrika ist unser Nachbarkontinent“, sagte Al-Wazir. „Seine Entwicklung hat unmittelbare Auswirkungen auf Europa und damit auf Deutschland und Hessen. Deswegen können wir uns alle freuen, wenn hessische Unternehmen sich hier engagieren, indem sie einerseits wirtschaftliche Chancen ergreifen und andererseits dadurch zu einer besseren Entwicklung in Afrika beitragen. Die Situation in den einzelnen Ländern ist jedoch sehr unterschiedlich. Besonders in Äthiopien ist – wie die aktuellen Meldungen über Unruhen zeigen - der Reformprozess auch mit Unsicherheiten verbunden. Jedes Unternehmen muss deshalb Chancen und Risiken sehr sorgsam abwägen. Die hessische Außenwirtschaftsförderung tut alles, um dafür die nötigen Informationen bereit zu stellen.“