Der Hessische Friedenspreis der Albert Osswald-Stiftung für das Jahr 2022 wurde heute im Hessischen Landtag an die somalisch-kanadische Friedens- und Menschenrechtsaktivistin llwad Elman verliehen. Landtagspräsidentin Astrid Wallmann würdigte vor rund 100 Gästen den Einsatz der jungen Preisträgerin für den Frieden in Somalia: „Der Hessische Friedenspreis wird an herausragende Persönlichkeiten vergeben, die sich in besonderer Weise um die Völkerverständigung und um den Frieden verdient gemacht haben. Ilwad Elman ist solch eine herausragende Persönlichkeit. Im Konflikt in ihrer Heimat Somalia ist sie eine kraftvolle und mutige Stimme der Menschlichkeit. Ihre Projekte sorgen für ganz konkrete Verbesserungen im Alltag der Menschen. Ilwad Elman ist mit ihren erst 33 Jahren eine der wichtigsten Stimmen der afrikanischen Friedensbewegung. Ihr großer Einsatz für die Menschenrechte, in einem der gefährlichsten Länder der Welt, macht sie zu einer würdigen Preisträgerin des Hessischen Friedenspreises 2022.“
Ministerpräsident Boris Rhein erklärte in seinem Grußwort: „Der Hessische Friedenspreis ist nicht nur ein sichtbares Zeichen unserer Anerkennung und Wertschätzung, er steht außerdem dafür, wie unverzichtbar das mutige und beharrliche Engagement Einzelner ist, um unsere Welt insgesamt ein Stück besser zu machen. Mit Ilwad Elman zeichnen wir heute eine Frau aus, die sich in Somalia auf beeindruckende Weise für Frieden, Humanität und Menschenrechte einsetzt. Bei ihrem vielfältigen Engagement geht es ihr vor allem darum, nachhaltig etwas zu verändern: etwa durch Bildungsprogramme für ehemalige Kindersoldaten oder die Unterstützung von Frauen, die Opfer von Vergewaltigungen geworden sind. Sie schenkt den Menschen in Somalia die Hoffnung auf ein besseres Leben und auf ein Leben in Frieden. Diesem Einsatz gebührt mein höchster Respekt.“
Der Hessische Friedenspreis ist mit 25.000 Euro dotiert. Die Laudatio auf die Preisträgerin sprach in diesem Jahr die hessische Bundestagsabgeordnete und Staatsministerin für Europa im Auswärtigen Amt, Dr. Anna Lührmann. Der Vorsitzende des Kuratoriums Hessischer Friedenspreis, Landtagspräsident a.D. und Staatsminister a.D. Karl Starzacher überreichte die Urkunde an die Preisträgerin und sagte: „Der Preis ist eine Würdigung der herausragenden Arbeit von Ilwad Elman und darüber hinaus auch eine persönliche Auszeichnung für die Resilienz und Stärke, mit der Ilwad Elman und ihre Mutter ihre Trauer über die Ermordung ihres Vaters bzw. Ehemanns und der Schwester bzw. Tochter in Friedensarbeit und unermüdlichen Einsatz für die Menschenrechte umgewandelt haben.“
llwad Elman sagte in ihrer Dankesrede: „Es ist mir eine große Ehre, diesen prestigeträchtigen Preis im Namen des gesamten Teams des Elman Peace Center, ohne dessen Unterstützung ich hier heute sicher nicht stehen würde, entgegennehmen zu dürfen. Der Mut und das unerschütterliche Engagement meiner Kolleginnen und Kollegen, mit dem sie unsere Menschenrechte tagtäglich schützen und unter widrigsten Umständen verteidigen, inspiriert mich jeden Tag aufs Neue. Ich bin sehr dankbar, dass unserer Sache durch die Verleihung des Hessischen Friedenspreises mehr Aufmerksamkeit zukommt und lokale Lösungsansätze wie der unsere ins Rampenlicht gerückt werden. Dieser Preis setzt auch ein starkes Zeichen, dass der Weg zu Frieden gemeinschaftlicher Bemühungen und inklusiver Prozesse bedarf, die alle Mitglieder der Gesellschaft ansprechen. Nur so können auch scheinbar unlösbare Konflikte auf der ganzen Welt gelöst werden. Der Frieden in Somalia, für den wir so sehr kämpfen, ist heute mehr denn je in Reichweite und ich bin der festen Überzeugung, dass dieser Preis uns dabei helfen wird, noch mehr Unterstützung und Verbündete für unsere Sache zu gewinnen.“
Das Kuratoriumsmitglied und geschäftsführende Vorstandsmitglied des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung Prof. Dr. Nicole Deitelhoff gratulierte: „Die Arbeit von Ilwad Elman und dem Elman Peace Center sind ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass der Einsatz für einen nachhaltigen Frieden weit über das Ende der Gewalt hinausgeht. Den Frieden zu erreichen ist ein langer und schwieriger Prozess, ergangenes Unrecht muss verurteilt, erlebte Traumata müssen bearbeitet werden. Ilwad Elman hat erkannt, dass Zusammenhalt nur dann möglich ist, wenn alle Menschen befähigt sind, an gesellschaftlichen Entscheidungen mitzuwirken. Ihr Einsatz für die Ermächtigung der besonders Verletzlichen entspricht daher in besonderer Weise der Idee dieses Preises. In der Friedensforschung wissen wir, dass der inklusive und lokale Ansatz, für den Elman Peace steht, besonders vielversprechend ist, um den Frieden zu erhalten und weiterzuentwickeln. Für diese Arbeit wünsche ich Ilwad Elman auch zukünftig die Energie, die Inspiration und die Weitsicht, für die sie heute völlig zu Recht ausgezeichnet wird.“
Zur Person: IIwad Elman
llwad Elman wurde am 22.12.1989 in der Hauptstadt Somalias (Mogadischu) geboren. Die Familie emigrierte in den 1990er Jahren vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat nach Kanada, wo llwad und ihre Schwestern aufwuchsen. Die heute 33-jährige kehrte 2010 nach Somalia zurück. Im Bürgerkrieg Somalias verstarb ihr Vater und eine ihrer Schwestern. Auch sie setzten sich für Frieden und Menschenrechte ein. Ihr Vater gründete die Nichtregierungsorganisation Elman Peace and Human Rights Center, die IIwad Elman seit ihrer Rückkehr gemeinsam mit ihrer Mutter weiterführt. Die Organisation setzt sich ganz besonders für die Förderung des Friedens und den Schutz von Minderheiten ein. So engagiert sich IIwad Elman beispielsweise für die Entwaffnung, Rehabilitierung und Reintegration von Kindersoldaten und kümmert sich um auf Mädchen und Jugendliche ausgerichtete Bildungsprogramme. IIwad Elman ist Mitbegründerin von Sister Somalia, dem im Jahr 2010 gegründeten ersten Krisenzentrum zur Betreuung von Vergewaltigungsopfern in Somalia. Durch ihre Arbeit hatte sie maßgeblichen Anteil an der Verabschiedung des ersten Gesetzes, das sich in Somalia mit Sexualstraftaten befasst. llwad Elman wurde im Jahr 2020 mit dem Deutschen Afrika-Preis geehrt. Im vergangenen Jahr erhielt sie den „Alternativen Nobelpreis“ (Right Livelihood Award). Das Magazin Forbes zählte IIwad Elman im Jahr 2020 zu den 50 einflussreichsten Frauen Afrikas.