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Niedersachsen: Delegationsreise des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil nach Brasilien und Argentinien

Vom 16. bis zum 23. März 2025 wird Ministerpräsident Stephan Weil nach Brasilien und Argentinien reisen. Es begleitet ihn eine etwa 50-köpfige Delegation aus Vertreterinnen und Vertretern der niedersächsischen Wirtschaft, des niedersächsischen Landtags, der Wissenschaft und der Staatskanzlei.

Wesentlicher Hintergrund für die Reise ist das am 6. Dezember 2024 nach 25 Jahren Verhandlungen geeinte, wenn auch noch nicht ratifizierte EU-Mercosur-Abkommen. Mercosur ist eine internationale Wirtschaftsorganisation in Lateinamerika. (Fußnote: Der Name Mercosur ist die abgekürzte Bezeichnung für den Mercado Común del Sur (= Gemeinsamer Markt des Südens).) Die wesentlichen Stationen der Reise sind São Paulo in Brasilien und in Argentinien die Hauptstadt Buenos Aires sowie die Wirtschaftsmetropole Rosario in der niedersächsischen Partnerprovinz Santa Fe.

Das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und den Staaten des Mercosur (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay) besteht aus den zwei Säulen „politischer Dialog und Zusammenarbeit“ sowie „Handel“. Kernstück des Abkommens ist der weitreichende Abbau von Handelszöllen. 91 Prozent der EU-Exporte in die Mercosur-Länder werden zollfrei. Im Gegenzug schafft die EU 92 Prozent der Importzölle auf Waren aus den Mercosur-Staaten ab.

Für Ministerpräsident Stephan Weil ist mit dem Abschluss des Mercosur-Abkommens die Bedeutung Südamerikas für Deutschland und für Niedersachsen deutlich gestiegen:

„In einer Zeit, in der mit Zollankündigungen Druck auf befreundete Staaten ausgeübt wird, schaffen die Staaten des Mercosur und die EU eine Freihandelszone mit 770 Millionen Menschen. Damit bekommt Südamerika für Deutschland eine wesentlich größere Bedeutung als bisher. Das gilt in erster Linie natürlich in wirtschaftlicher Hinsicht, in Anbetracht der weltpolitischen Lage empfiehlt es sich aber auch, auf der politischen Ebene die Beziehung zu intensivieren. Vielleicht kann unser Besuch dazu einen Beitrag leisten.“

Die Delegationsreise beginnt in Brasilien, dem größten Land Südamerikas. Brasilien hat sich im 20. Jahrhundert zu einer bedeutenden Wirtschaftsmacht entwickelt. Brasiliens Wirtschaft zeigt sich trotz steigender Zinsen und finanzieller Unsicherheiten widerstandsfähig und bleibt – anders als prognostiziert – auf Wachstumskurs. Seit 2023 ist Deutschland nach China und den USA das drittwichtigste Lieferland für Brasilien. (Das Importvolumen aus China ist jedoch fast fünfmal so hoch wie das aus Deutschland.) Die mehr als 1.000 in Brasilien ansässigen deutsch-brasilianischen Unternehmen beschäftigten mehr als 250.000 Personen und tragen signifikant zum brasilianischen Bruttoinlandsprodukt bei.

Auch die Beziehungen zwischen Niedersachsen und Brasilien sind vor allem durch wirtschaftliche Zusammenarbeit geprägt, insbesondere in den Bereichen Industrie, Handel und erneuerbare Energien. Das EU-Mercosur-Abkommen bietet zudem in der Automobil- und Maschinenbauindustrie neue Chancen. Die Senkung der bisher hohen Importzölle auf Fahrzeuge und Maschinen wird die Wettbewerbsfähigkeit niedersächsischer Unternehmen in Brasilien deutlich verbessern. Vielversprechend ist auch der Energiesektor. Niedersachsen als führende Region für erneuerbare Energien in Deutschland, und Brasilien, mit seiner hohen Kapazität für Wind-, Solar- und Wasserkraft und dem vielversprechenden Potenzial für die Produktion von grünem Wasserstoff, bieten viele Chancen für eine enge Zusammenarbeit. Die Expertise Niedersachsens im Bereich Offshore-Windenergie, Wasserstofftechnologie und Energiespeicherung kann mit Brasiliens natürlichen Ressourcen und der wachsenden Infrastruktur für erneuerbare Energien kombiniert werden.

Die Delegation wird am Montag, 17. März 2025, morgens um 05.55 Uhr Ortszeit in São Paulo ankommen. Der Bundesstaat São Paulo erwirtschaftet rund ein Drittel des brasilianischen Bruttoinlandproduktes und ist damit nicht nur der wirtschaftliche Motor des Landes, sondern auch das ökonomische Kraftzentrum Südamerikas. Mit über 46 Millionen Einwohnern, etwa fast einem Viertel der gesamten brasilianischen Bevölkerung, ist São Paulo zudem mit Abstand der bevölkerungsreichste Bundesstaat Brasiliens.

Ministerpräsident Weil wird zusammen mit einigen Delegationsmitgliedern ein Sozialprojekt der Volkswagen Group Foundation besuchen. Volkswagen do Brasil ist der größte Automobilhersteller des Landes und spielt eine Schlüsselrolle in der brasilianischen Automobilindustrie. Mit über 25 Millionen produzierten Fahrzeugen und mehr als 4,2 Millionen exportierten Einheiten ist das Unternehmen der größte Exporteur im brasilianischen Automobilsektor. Die Volkswagen Group Foundation engagiert sich seit 1979 für soziale und bildungsfördernde Projekte in Brasilien und hat in den letzten 45 Jahren mehr als drei Millionen Menschen erreicht. Sie unterstützt benachteiligte Gemeinden, um Chancengleichheit, soziale Eingliederung und wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen.

Am Montagnachmittag trifft sich Stephan Weil mit dem Vize-Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, Felicio Ramuth. Beide wollen eine Absichtserklärung zur engeren Zusammenarbeit zwischen dem Staat São Paulo und dem Land Niedersachsen unterzeichnen. Die Zusammenarbeit soll sich auf die Bereiche Erneuerbare Energien (Aufbau nachhaltiger Energieprojekte, die São Paulos Potenzial in der grünen Energieproduktion fördern, einschließlich Wasserstofftechnologien), Industrie und Automobilsektor (Förderung der Digitalisierung und Transformation in der Industrie, mit Schwerpunkt auf klimafreundliche Technologien und Smart Manufacturing) und Berufliche Bildung (Austauschprogramme und gemeinsame Ausbildungsinitiativen, um den Fachkräftemangel in beiden Regionen zu adressieren) erstrecken. Hinzukommen soll eine Förderung des Verständnisses zwischen den Zivilgesellschaften durch kulturelle Programme, die digitale und physische Begegnungen ermöglichen.

Ministerpräsident Weil: „Die neue Partnerschaft zwischen dem Bundesstaat São Paulo und dem Land Niedersachsen kann den Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit markieren, die auf den Werten von Nachhaltigkeit, Innovation und sozialer Verantwortung basiert. Beide Regionen sind führend in wichtigen Wirtschaftszweigen wie der Automobilindustrie, der Energiewende und der Digitalisierung. Besonders hervorheben möchte ich die Hannover Messe 2026, auf der Brasilien als offizielles Partnerland auftreten wird.“

Am Dienstagvormittag besucht der Ministerpräsident gemeinsam mit der Delegation das Continental-Werk in Guarulhos. Das Werk mit mehreren hundert Mitarbeitern besteht seit über 65 Jahren. Seit 1959 werden hier Technologien und Lösungen im Bereich der Automobilbranche gefertigt. Thema bei Continental sind unter anderem die Aktivitäten des Unternehmens zur Zukunft der Mobilität und wie man diese effizient und nachhaltig gestalten kann.

Nach dem Werksbesuch fliegt die Delegation weiter nach Buenos Aires in Argentinien. Die Regierung Milei hat das Land im Dezember 2023 in einer äußerst fragilen wirtschaftlichen Lage übernommen, mit eklatanten makroökonomischen Ungleichgewichten, hoher Armutsrate und galoppierender Inflation. Seitdem hat die Regierung eine radikale Haushaltskonsolidierung eingeleitet, Devisenbestände aufgebaut und die Inflation deutlich eingedämmt. Die drastischen Einsparungen führten allerdings zu einem Einbruch der Nachfrage und einer hohen Armutsrate.
 

 

Argentinien ist die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas und bekannt für seine reichen natürlichen Ressourcen, darunter fruchtbares Ackerland, bedeutende Schieferöl- und Gasvorkommen sowie Lithiumreserven. Zudem bietet Argentinien ein großes Potential an erneuerbaren Energien, insbesondere an grünem Wasserstoff. Die Wirtschaft leidet jedoch unter chronischen Problemen wie einer hohen Inflation und einem oft instabilen Finanzsystem. Der rigide Sparkurs der Regierung hat massive soziale und wirtschaftliche Verwerfungen verursacht. Dennoch prognostizieren internationale Organisationen wie die OECD und der IWF für Argentinien in 2025 ein Wirtschaftswachstum zwischen 3,6 und 5 Prozent.

Die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Argentinien sind eng und vielschichtig, mit einer aktiven Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. In den wirtschaftliche Beziehungen zwischen Niedersachsen und Argentinien gibt es noch Potenzial für weiteres Wachstum. Im Jahr 2023 belegte Argentinien im Außenhandelsranking Niedersachsens Platz 57 bei den Exporten mit einem Volumen von rund 180 Millionen Euro. Dies entsprach jedoch einem Anstieg von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Am Mittwoch und Donnerstag führt Stephan Weil politische Gespräche, unter anderem mit Pablo Quirno, dem Staatssekretär für Finanzen im Wirtschaftsministerium und Staatssekretär für internationale Wirtschaftsbeziehungen im Außenministerium. Zudem trifft der Ministerpräsident auf Pablo Lavigne, den Staatssekretär für Produktion im Wirtschaftsministerium. Auch ein Austausch mit Mercedes Miguel, der Bildungsministerin der Stadt Buenos Aires, steht auf dem Programm.

Nach einem Besuch des Volkswagenwerkes in Pacheco in der Provinz Buenos Aires am Donnerstag geht es weiter nach Rosario in der Provinz Santa Fe. Santa Fe ist eine der wirtschaftlich bedeutendsten Regionen Argentiniens und Partnerprovinz von Niedersachsen. Hier führt der Ministerpräsident ein Gespräch mit der Vizegouverneurin der Provinz, Gisela Scaglia, bevor der Tag mit einem Wirtschaftsdialog Niedersachsen – Santa Fe endet.

Am Freitagvormittag findet ein Round-Table zu Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen Niedersachsen und Santa Fe mit argentinischen Unternehmerinnen und Unternehmern statt. In diesem Rahmen werden der Gouverneur der Provinz Santa Fe, Maximiliano Pullaro und Ministerpräsident Weil eine aktualisierte Partnerschaftsvereinbarung unterzeichnen. Ziel der so bekräftigten Partnerschaft ist eine Intensivierung der Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Handel, Landwirtschaft, Energie, Bildung und Innovation. In beiden Regionen soll eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung gefördert werden.

Ministerpräsident Weil: „Mit dieser Partnerschaft gehen wir den nächsten Schritt, um die Kooperation zwischen Santa Fe und Niedersachsen zu stärken und auf zukunftsorientierte Themen auszurichten. Im Fokus stehen dabei Bereiche wie erneuerbare Energien, nachhaltige Landwirtschaft, Bildung, Forschung, Digitalisierung und technologische Innovation. Diese Themen sind nicht nur entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Regionen, sondern auch für den Schutz unserer Umwelt und die Sicherung des Wohlstands zukünftiger Generationen. Gemeinsam wollen wir die Chancen nutzen, die das EU-Mercosur-Handelsabkommen für Unternehmen aus Niedersachsen und Santa Fe bietet.“

Nach einem vertiefenden Austausch zwischen Gouverneur Pullaro und Ministerpräsident Weil folgt am Freitagnachmittag ein Unternehmensbesuch bei Bayer Crop Science – Planta María Eugenia. Bayer hat in Argentinien eine starke Präsenz mit Hauptsitz in Munro, Provinz Buenos Aires. Dort werden seit 1994 die kommerziellen und administrativen Aktivitäten für Argentinien und den gesamten Cono Sur Raum (inklusive Chile, Uruguay, Paraguay) zentralisiert. Die drei großen Geschäftszweige von Bayer in Argentinien sind Pharmazeutika, Selbstmedikation und Agrarwissenschaften.

Abends geht es zurück nach Buenos Aires zu einem Abend in der Deutschen Botschaft. Am Samstag fliegt die Delegation zurück nach Deutschland.

Tägliche Informationen über den Verlauf der Reise stellt die Staatskanzlei über Instagram und Social Media, aber auch auf der Portalseite der Landesregierung bereit.

Pressestelle der Niedersächsischen Landesregierung