Fünf Tage hat Ministerpräsident Stephan Weil mit einer etwa 50-köpfigen Delegation aus Landtagsabgeordneten, zahlreichen Unternehmerinnen und Unternehmern sowie Wissenschaftlern in Vietnam verbracht. Ziel der Reise war neben einer Vertiefung von wirtschaftlichen Beziehungen vor allem, die Fachkräfteeinwanderung junger Menschen aus Vietnam zu fördern. Darüber hat er in Hanoi und in Ho-Chi-Minh-City (HCMC) mit vietnamesischen Politikern, an der Spitze Vietnams Premierminister Pham Minh Chinh, und Wirtschaftsvertretern gesprochen. Im Deutschen Haus in HCMC nahm der Ministerpräsident an einem Treffen mit jungen Menschen teil, die sich vorstellen können, in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Sie hatten viele Fragen an den Ministerpräsidenten. Darüber hinaus hat Weil an zwei Veranstaltungen zum Tag der Deutschen Einheit teilgenommen, zudem hat er mehrere Unternehmen und eine Berufsschule besucht. Am Ende der Reise zieht der Ministerpräsident ein positives Fazit:
„Die Reise hat sich gelohnt. Das zeigt gerade auch die Rückmeldung vieler Unternehmensvertreterinnen und Unternehmensvertreter, die dabei waren. Ganz praktisch kann die Reise der Auftakt zu einer deutlich verstärkten Fachkräfteeinwanderung aus Vietnam gewesen sein.
Vietnam und Niedersachsen liegen sehr weit voneinander entfernt. Auch politisch, rechtlich und kulturell, trennt beide Länder vieles. An Themen wie den Menschenrechten oder der Pressefreiheit wird dies besonders deutlich.
Vieles andere aber verbindet uns dagegen:
Schon heute werden zahlreiche Produkte, die wir bei uns in den Läden kaufen können, in Vietnam hergestellt, schon heute haben dort etwa 500 deutsche Unternehmen einen Sitz. Vietnam ist Teil eines großen wachsenden Marktes – die ASEAN-Region ist eine der in den nächsten Jahrzehnten weltweit wirtschaftlich besonders stark wachsenden Regionen. Für niedersächsische Unternehmen handelt es sich um einen besonders interessanten Markt.
Derzeit leben und arbeiten etwa 10.000 Vietnamesinnen und Vietnamesen in Niedersachsen. Sie fühlen sich wohl bei uns und wir machen gute Erfahrungen mit ihnen.
Einige der Mitreisenden haben schon seit langem erfolgreich Vietnamesinnen und Vietnamesen in ihren Unternehmen integriert. Das Interesse von Unternehmen geht jedoch noch deutlich über diese ersten Schritte hinaus. Darüber habe ich mich intensiv mit vietnamesischen Politikern, Leitern von Sprachschulen sowie von Fachkräfteagenturen ausgetauscht. Tatsächlich sind die Potentiale für ein Anwerben von weiteren Arbeits- und Fachkräften aus Vietnam für die Gastronomie und Hotellerie, das Pflegewesen und viele andere Branchen groß. In diesem für uns besonders wichtigen Bereich sind meine Erwartungen an die Reise nach Vietnam deutlich übertroffen worden.
Konkret will die Landesregierung gemeinsam mit den Kammern und Unternehmensverbänden ein Programm entwickeln, mit dem Vietnamesinnen und Vietnamesen zunächst eine Sprachförderung in ihrer Heimat und dann eine qualifizierte Ausbildung in Niedersachsen absolvieren können.
Auch die aufnehmenden Unternehmen werden ihren Teil zur Integration dieser Menschen beitragen müssen, etwa in Form von berufsbegleitender Sprachförderung oder mit sonstigen Unterstützungsmaßnahmen. Bewährt haben sich, so wurde mir in Vietnam berichtet, auch Patenprogramme, bei denen Kolleginnen und Kollegen den Neuankömmlingen hilfreich zur Seite stehen.
Vietnam hat mit 3.000 km Küstenlinie und viel Sonne auch ein großes Potential für Wind- und Sonnenenergie und für Investitionen in diesem Bereich aus Deutschland
Gleichzeitig aber gehört das Land zu den 20 weltweit am stärksten vom Klimawandel betroffenen Ländern. Insbesondere das Mekong-Delta und Ho-Chi-Minh-City leiden schon jetzt unter Überschwemmungen infolge des steigenden Meeresspiegels, unter immer stärker werdenden Starkregen in bestimmten Jahreszeiten und immer heftigeren Stürmen. Hinzu kommen die Versalzung des Deltas und ein in anderen Jahreszeiten infolge stärkerer Hitze oft extremer Wassermangel.
Der Klimawandel zeigt hier noch schneller als bei uns seine dramatischen Folgen. Wir werden versuchen, der Metropole Ho-Chi-Minh-City Fachleute im Kampf gegen das Hochwasser zu vermitteln. Darum hat mich der Vizevorsitzende des dortigen Volkskomitees am Freitagmorgen ausdrücklich gebeten.
Eine interessante Reise liegt hinter uns – vielfältige weitere wirtschaftliche und persönliche Kontakte zwischen Niedersachsen und Vietnam liegen vor uns. Vietnam ist ein Land mit enormen Entwicklungsmöglichkeiten, die Menschen sind freundlich und gerade auch Deutschland gegenüber aufgeschlossen. Ich war sehr gerne in Vietnam, bin aber auch sehr gerne wieder zurück in Niedersachsen.“