Ministerpräsidentin Malu Dreyer ist in der Trauerwoche #Kwibuka30 mit einer Delegation aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft nach Ruanda gereist. In der Woche ab dem 7. April gedenken die Menschen dort der Opfer und der oft traumatisierten Überlebenden des schrecklichen Genozides gegen die Tutsi, der vor 30 Jahren fast eine Million Menschenleben kostete.
Am Donnerstag hatte sie gleich zwei Termine im Präsidentenpalast. Ministerpräsidentin Malu Dreyer traf zuerst First Lady Jeanette Kagame und im Anschluss daran tauschte sie sich in einem einstündigen Gespräch mit Präsident Paul Kagame aus.
Im Zentrum des Gesprächs standen das Gedenken, der Stand der Partnerschaft und Fachkräftegewinnung. Sie vereinbarten ein rheinland-pfälzisch-ruandisches Modell zu entwickeln, um für beide Seiten dringend benötigte Pflegekräfte zu gewinnen. Die gemeinsame Vorstellung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Präsident Paul Kagame ist dabei, dass es eine Win-Win Situation sein müsse. So habe Ruanda sehr viele junge Menschen ohne Ausbildungsperspektive und Rheinland-Pfalz mehr Ausbildungsmöglichkeiten als Auszubildende. Eine Möglichkeit könne daher darin bestehen, junge Ruander und Ruanderinnen in Deutschland aus- oder weiterzubilden im Bereich Pflege und ihnen die Möglichkeit zu geben, für einige Jahre in Deutschland zu arbeiten, bevor sie dann als hochqualifizierte Pflegekräfte zurück in Ruanda ihr Wissen weitergeben können.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer bedankte sich für die Einladung zum nationalen Gedenkakt am Sonntag. „Zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda bestehen so enge Bande, dass es uns ein Bedürfnis ist, zusammen mit unseren Freunden und Freundinnen in Ruanda der Opfer und der Überlebenden zu gedenken.“
Ministerpräsidentin Malu Dreyer zeigte sich nach dem Gespräch tief berührt von Kagames Schilderung, dass 30 Jahre für einige Menschen ein langer Zeitraum sein könne, dass es für viele Menschen in Ruanda aber ein kurzer Zeitraum sei, weil die Erinnerungen an den Völkermord schmerzhaft gegenwärtig seien. Die Herausforderung sei daher, nicht zu Gefangenen der eigenen Geschichte zu werden. Ministerpräsidentin Malu Dreyer kündigte an, weitere Kooperationen zwischen rheinland-pfälzischen und ruandischen Gedenkstätten und Friedens- und Konfliktforschungseinrichtungen wie der Friedensakademie anzustoßen.
Die meisten der 150.000 verurteilten Mörder des Genozides sind nach Angaben des Präsidenten mittlerweile aus den Gefängnissen entlassen. Eine wichtige Voraussetzung sei gewesen, dass sie Reue zeigten und heute wieder friedlich Tür an Tür mit Überlebenden lebten.
Erst vor wenigen Wochen hat die gemeinsame Kommission aus Vertreterinnen und Vertretern aus Rheinland-Pfalz und Ruanda in einer Erklärung für die kommenden Jahre die gemeinsamen Ziele definiert: Bildung, Austausch in Wissenschaft, Wirtschaft und eine gemeinsame Fachkräftegewinnung standen dabei ganz oben auf der Agenda.
Erste Früchte sehe man aktuell im gemeinsamen Fernstudiengang Biotechnologie der beiden rheinland-pfälzischen Universitäten Bingen und Koblenz sowie der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und ruandischen Universitäten, um Fachkräfte für den hochspezialisierten Betrieb der Biontainer zu gewinnen. Der Vorstandsvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel ist Delegationsmitglied und hat am Gespräch mit Präsident Kagame teilgenommen. Die GIZ hat in Ruanda 290 Mitarbeiter. Ein großes Potential für Ruanda und für Rheinland-Pfalz sieht Ministerpräsidentin Malu Dreyer in der Biotechnologie. Ruanda ist das erste Land in Afrika, in dem in sogenannten Biontainern m-RNA Impfstoff produziert werden kann.
Die First Lady, Jeanette Kagame, informierte Ministerpräsidentin Malu Dreyer über ihre Stiftung „Imbuta“, die sich vor allem der Förderung von Mädchen verschrieben hat.