Die Prävention und das Management von Antibiotikaresistenzen (AMR) - einer großen globalen Gesundheitsbedrohung - und von vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTD) bleiben vor allem in den Ländern Afrikas südlich der Sahara eine Herausforderung. Um Antibiotikaresistenzen besser zu bekämpfen, müssen die Zusammenhänge zwischen menschlichen, tierischen und umweltbedingten Faktoren, die zu dem Problem beitragen, im Rahmen eines One-Health-Ansatzes aufgespürt werden. Diesen verfolgt das African One Health Network for Disease Prevention (ADAPT). Es soll in sieben afrikanischen Ländern südlich der Sahara in enger Zusammenarbeit mit staatlichen, lokalen und regionalen Akteuren die Voraussetzungen für ein verbessertes, nachhaltiges und lokal geführtes Management von Antibiotikaresistenzen sowie vernachlässigten Tropenkrankheiten etablieren. Koordinator des Projekts ist Dr. Ahmed Abd El Wahed vom Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen der Universität Leipzig. Im Fachjournal „Nature Medicine“ beschreibt er jetzt das Projekt.
„Ziel unseres multidisziplinär und breit aufgestellten Projekts ist es, in den Ländern südlich der Sahara einen verantwortungsvollen Umgang mit antimikrobiellen Mitteln aufzubauen und die Übertragung von Infektionskrankheiten durch einen One-Health-Ansatz zu verhindern“, sagt Dr. Ahmed Abd El Wahed. Forschungseinrichtungen aus den sieben teilnehmenden Ländern dieses Netzwerks - Uganda, Senegal, Ghana, Nigeria, die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien und Sudan - werden eine Vielzahl von biologisch-medizinischen und soziokulturellen Faktoren definieren, analysieren und untersuchen, wie sich diese auf die Gesundheit von Menschen, Tier und Umwelt in Afrika südlich der Sahara auswirken.
Gezielte Einbindung politischer Entscheidungsträger
Die gezielte Einbindung lokaler, regionaler und staatlicher Stakeholder aus den teilnehmenden Ländern des Netzwerks über die gesamte Projektlaufzeit (2023 bis 2027) soll die fachliche Kompetenz der Stakeholder fördern und damit die Effizienz des Netzwerks insgesamt erhöhen. „Wir binden politische Entscheidungsträger und andere wichtige Stakeholder in den Gesundheitsministerien und in anderen Institutionen der Länder des Netzwerks in unsere Arbeit ein. So wollen wir sicherstellen, dass wir die Projektziele erreichen“, erklärt Abd El Wahed.
Im Rahmen dieses Projekts werden umfassende Arbeitspakete bearbeitet, die die Voraussetzungen für den verantwortungsvollen Umgang mit antimikrobiellen Mitteln in Afrika südlich der Sahara schaffen sollen, darunter: das Screening auf Antibiotikaresistenzen bei Mensch, Rind und Geflügel, das Schaffen von Kapazitäten für die bedarfsgerechte Diagnostik von Antibiotikaresistenzen und vernachlässigten Tropenkrankheiten mit mobilen Tests für den Feldeinsatz; die Untersuchung der möglichen Veränderungen der Inzidenzen von AMR nach dem vermehrten Einsatz von antimikrobiellen Mitteln vor, während und gegebenenfalls nach der Coronavirus-Pandemie in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara; die Kontrolle der Übertragung übertragbarer Krankheiten, insbesondere von AMR, durch Bewertung und Verbesserung bestehender Hygienepraktiken an der Schnittstelle zwischen Mensch, Tier und Umwelt sowie der Aufbau von Kapazitäten für eine nachhaltige Anleitung zum Umgang mit antimikrobiellen Substanzen.
Erfahrungen aus der Corona-Pandemie nutzen
„Die Covid-Pandemie hat gezeigt, welche katastrophalen Folgen es haben kann, wenn man den Wert umfassender Präventionsansätze ignoriert und stattdessen nur isolierten und beschränkten Interventionen den Vorrang gibt“, betont Prof. Dr. Uwe Truyen von der Universität Leipzig, der Co-Direktor des Projekts. Um die Auswirkungen von übertragbaren, insbesondere zoonotischen Krankheiten zu verhindern und diese Infektionen zu bekämpfen und zu kontrollieren, seien daher Kommunikation, Zusammenarbeit und Koordination zwischen den Systemen Mensch, Tier und Umwelt unerlässlich. Dabei müssten auch die menschlichen soziokulturellen Faktoren berücksichtigt werden, die hierbei als unabhängige Variablen wirken. Ungleichheit und Anfälligkeit in menschlichen Populationen sind zwei solcher soziokulturellen Faktoren, die negative Gesundheitsfolgen verschärfen können. Dies habe die COVID-19-Pandemie in den Ländern in Afrika südlich der Sahara deutlich gezeigt, da hier die Länder diese komplexen Herausforderungen im Sinne des One-Health-Ansatzes nicht genügend erfassen, bewerten und meistern konnten. Das Projekt ADAPT ziele darauf ab, die Fähigkeiten zur Anpassung an diese Herausforderungen weiterzuentwickeln und die Schwachstellen bei der Prävention übertragbarer Krankheiten in den Ländern südlich der Sahara zu beheben.
Das ADAPT-Netzwerk ist Teil des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsnetzwerks für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika (RHISSA).
Originaltitel der Veröffentlichung in „Nature Medicine“:
„An African One Health network for antimicrobial resistance and neglected tropical diseases“, doi: /10.1038/s41591-023-02666-0