Staatsministerin Köpping: »Großes Interesse der Pflegekräfte an Arbeit in Sachsen – Partnerschaft auf Augenhöhe mit Brasilien wichtiges Anliegen«
»Aufgrund der demografischen Entwicklung ergibt sich in Sachsen ein deutlicher Mehrbedarf an Pflegekräften. Er wird im Vergleich zum Jahr 2021 bis 2035 auf mindestens 5000 Pflegekräfte in den stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen Sachsens beziffert. Umso wichtiger ist es, alle Möglichkeiten zur Gewinnung von Fachkräften in der Pflege auszureizen. Dazu gehört auch die Rekrutierung im Ausland. Es war mir wichtig, mich vor Ort über den Anwerbeprozess und die Chancen sächsischer Arbeitgeber zu informieren, aber auch ein Gefühl für den dortigen Arbeitsmarkt zu bekommen. Die Reise nach Brasilien hat uns eindrücklich gezeigt, dass es ein großes Interesse an einer Tätigkeit bei uns gibt. Aber es müssen immer beide Seiten davon profitieren. Uns wurde versichert, dass Brasilien mehr Pflegefachkräfte hat, als der heimische Arbeitsmarkt aufnehmen kann. Teils gibt es Wartelisten. Dies ist mir sehr wichtig, denn wir wollen keine Lücke in Brasilien reißen«, so die Bilanz von Gesundheitsministerin Petra Köpping nach ihrer Reise nach Recife im Nordosten Brasiliens. Begleitet wurde sie von Führungskräften der VAMED Klinik Schloss Pulsnitz, der Elblandkliniken, des Klinikum Chemnitz sowie des Sächsischen Krankenhauses Rodewisch, Geschäftsführer der Diakonie sowie Mitglieder des Landtages.
In Recife hatte sich die Delegation zunächst im »Centro Cultural Brasil Alemanha (CCBA)« mit Teilnehmern eines Deutsch-Sprachkurses ausgetauscht. Sie werden bald in Kliniken in Hoyerswerda und Pulsnitz arbeiten. Das CCBA stellt international gültige Sprachzertifikate für Deutsch als Fremdsprache aus, die für das Studium an deutschen Universitäten und Visa für Arbeit und den permanenten Aufenthalt in Deutschland notwendig sind. Ministerin Köpping: »Die intensiven Gespräche mit den Sprachschülerinnen und –schülern haben uns gezeigt, wie motiviert und begeistert sie sich auf ihr Leben in Sachsen vorbereiten. Es geht dabei nicht nur um Arbeit, sondern auch um das Ankommen in der Gesellschaft in Deutschland. Dies ist ein wichtiger Faktor, damit die begehrten Fachkräfte auch bei uns bleiben und muss im Mittelpunkt aller Bestrebungen stehen. Uns wurden viele Fragen zum Leben in Sachsen gestellt. Dazu gehörte auch, ob die Brasilianer in Sachsen willkommen sind. Das sind sie, doch es bedarf dazu nicht nur Anstrengungen der Arbeitgeber, sondern auch der Kommunen und von Vereinen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die neuen Arbeitskräfte zum Beispiel im Gemeinderat vorstellen. Damit wird die Integration von Anfang an aktiv und strategisch begleitet.«
Desweiteren standen politische Gespräche, unter anderem mit der Gesundheitsministerin des Bundesstaates Pernambuco, Zilda do Rego Cavalcanti, und der Stadtverwaltung der Millionenmetropole Recife auf der Agenda. In Brasilien gibt es große Unterschiede bei der Gesundheitsversorgung in der Bevölkerung. Viele Menschen sind arm. Beim Gespräch wurden die Herausforderungen des Bundesstaates im Gesundheitswesen, aber auch Möglichkeiten der Zusammenarbeit diskutiert, die für beide Seiten von großer Bedeutung sind. Recife, die Hauptstadt des Bundesstaates Pernambuco, gilt als zweitgrößter Standort für Medizin in Brasilien mit etwa 70.000 Beschäftigten. Staatsministerin Köpping: »Wir wollen eine Partnerschaft und Kooperation auf Augenhöhe. Eine Möglichkeit ist, dass wir auch brasilianische Pflegekräfte in Sachsen ausbilden. Auch Erfahrungsaustausch im Bereich der Gesundheitsversorgung ist für beide Seiten wertvoll. Diese Ideen werden wir nun weiter konkretisieren.«
Staatsministerin Köpping tauschte sich unter anderem mit der Direktorin der Hochschule für Krankenpflege an der Universität von Pernambuco aus. Die Hochschule ist eine der bedeutendsten Ausbildungsstätten für Pflegekräfte in Brasilien. Dabei wurde unter anderem ein Überblick über das Hochschulausbildungssystem für Pflegefachkräfte gegeben. In Brasilien ist die Ausbildung zur Pflegefachkraft ein Studium. Zudem gibt es Pflegehelfer. Einige Absolventen arbeiten bereits in Deutschland. Im »Instituto Federal de Educação, Ciência e Tecnologia de Pernambuco« wurden in Gesprächen mit der Hochschulleitung die Spezifika der Ausbildung von Pflegekräften in Brasilien diskutiert.
Beim Besuch des größten Krankenhauskomplexes im Norden/Nordosten Brasiliens, dem privaten katholischen »Hospital Português« mit 5000 Beschäftigten, informierte sich die Ministerin und die Delegation unter anderem über die Arbeitsbedingungen von Pflegekräften im Krankenhaus und Klinikstrukturen in Brasilien. Auch ein Besuch des öffentlichen »Hospital das Clinicas« stand auf dem Programm.
Staatsministerin Köpping abschließend: »»Ich bin beeindruckt über die hervorragende Ausbildung der Pflegefachkräfte in Brasilien. Die Pflegeausbildung erfolgt in Brasilien an Universitäten. Für eine Einschätzung, inwiefern Sachsen für brasilianische Pflegekräfte attraktiv ist, braucht es ein Gefühl und Wissen für die Lebens- und Arbeitsbedingungen und die Situation auf dem brasilianischen Arbeitsmarkt. Dieses Wissen hat uns die Reise geliefert. Erste Kliniken in Sachsen werben bereits in Brasilien um Pflegekräfte. Die Reise hat gezeigt, dass die Fachkräfte Deutschland als attraktives Arbeitgeberland sehen. Natürlich ist der Anwerbeprozess aufwändig, auch die Anerkennung der Ausbildung in Sachsen steht dabei auf der Agenda. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich mehr Krankenhäuser und Träger auf den Weg zur Anwerbung ausländischer Fachkräfte machen – als ein Weg von vielen, den Fachkräftebedarf in der Pflege auch langfristig zu sichern. Die Teilnehmer der Reise haben bereits angekündigt, zu diesem Zweck ihr Wissen auch mit anderen Krankenhäusern und Trägern zu teilen.«